Ranja Hanano, Founder von Wonderstripes
Einen richtigen Karriere Masterplan hatte Ranja Hanano nie im Kopf, aber irgendwie immer die grobe Vorstellung, ein eigenes Business aufzubauen bevor sie 40 werden sollte – mit 39 hatte sich dann die Gelegenheit ergeben. Als ihr damaliger Arbeitgeber von einem Investor von Links auf Rechts gedreht wurde und die Ausrichtung eigentlich nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun hatte, für das sie so lange gearbeitet habe, begann für sie eine Zeit der Neusortierung – und später der Start für ihr eigenes Business, Wonderstripes.
Liebe Ranja, du hast Wonderstripes 2013 in Hamburg gegründet. Was hast du vor deiner Selbstständigkeit gemacht?
Nach der Schule habe ich mit meiner besten Freundin Grundschullehramt studiert – ehrlich gesagt, einfach nur, um einen Grund zu haben, möglichst schnell zu Hause auszuziehen. Dann habe ich aber recht schnell gemerkt, dass das Lehramtsstudium absolut nichts für mich ist und habe immer heimlich zu den BWL-Studenten geschielt. Nach drei Semestern habe ich dann gegen den Willen meiner Eltern das Studium geschmissen, mich für Betriebswirtschaftslehre eingeschrieben und war zur Verwunderung der anderen mega happy damit! Ich war aufgrund meiner Vorgeschichte also schon ziemlich motiviert und habe in Regelstudienzeit abgeschlossen. Vor dem Examen bin ich dann für ein Jahr nach Hamburg gezogen und habe verschiedene Praktika gemacht (bei MTV, Jung von Matt, BMG und beim Bauer Verlag), konnte da schon gute Kontakte knüpfen und hatte glücklicherweise einige tolle Frauen als Chefinnen – meine Business Role Models!
Nach dem Studium habe ich mich bei Gruner und Jahr für ein Traineeprogramm in der Verlagsleitung beworben, bin aber nach einem zweitägigen Accessment Center nicht genommen worden. Ich habe dann aber als freie Mitarbeiterin bei einem anderen großen Verlag gearbeitet, bis ich das Angebot bekam, bei frontlineshop, dem ersten Onlineshop für Street Fashion, anzufangen. Dort habe ich das Brand Marketing und die PR-Abteilung aufgebaut und insgesamt fast zehn Jahre geführt.
Von der Garagenfirma bis zum fancy office direkt an der großen Elbstraße – eine sehr arbeitsintensive, aber gute Zeit, in der ich sehr viele spannende Projekte umsetzen durfte und wiederum mein Netzwerk erweitern konnte. Als frontlineshop dann von Links auf Rechts gedreht wurde, trennten uns mehr oder weniger einvernehmlich und ich habe erst mal eine kleine Auszeit genommen, um mich beruflich neu zu sortieren. In dieser Zeit habe ich als freie Dozentin an der AMD gearbeitet und mit vielen jungen Studenten an Projektarbeiten gesessen. Ich war offen für alles, habe aber im Grunde immer nach dem perfekten Produkt für mein eigenes Business gesucht. Das waren dann die WONDERSTRIPES – in Asien bereits das Must-Have, bei uns in Europa aber noch völlig unbekannt. 2013 habe ich dann gemeinsam mit einer Bekannten die Firma gegründet, aber relativ früh in der Anfangsphase hat sich herausgestellt, dass wir nicht zusammenpassen würden. Nach einigen inhaltlichen und strategischen Differenzen haben wir uns entschieden, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Das war auf jeden Fall erstmal ein herber Rückschlag in meiner gerade erst begonnenen StartUp Phase, aber ich habe dann schnell mitbekommen, dass so etwas viel häufiger vorkommt, als man denkt.
Erzähle uns bitte mehr zu dem Konzept von Wonderstripes.
Die Essenz unseres Produktsortiments ist schlicht und einfach Beauty Secrets. Kleine Tools, die Spaß machen und wirken! Kosmetik, die vor einem invasiven Eingriff kommt. Sehr gute Qualität zu einem hoffentlich nachvollziehbaren Preis. Ich selbst benutze und liebe alle unsere Produkte – außer der WONDERSTRIPES (noch nicht) – und weiß ganz genau, wo sie unter welchen Bedingungen hergestellt worden sind.
Wie groß war für dich die Hemmschwelle mit einem eigenen Business an den Start zu gehen?
Die Chance zum eigenen Business kam zu einem perfekten Zeitpunkt. Deshalb war die Hemmschwelle eigentlich auch gar nicht so groß. Aber für mich kommt meine Familie an allererster Stelle und damit einhergehend hat man eine große Verantwortung – nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf alle anderen Ressourcen. Auch wenn ich ein absoluter Rookie im Beauty Business war und ich da ja auch ein bisschen reingestolpert bin, glaube ich ganz fest daran, dass man „alles“ schaffen kann. Ich hatte schon immer ein eher unternehmerisches Mindset und bin auch so aufgewachsen. Mein Vater war niedergelassener Arzt und ich habe immer schon viel selbstständig gearbeitet. Schon während der Schulzeit habe ich mein erstes Gewerbe für Promotion und Messejobs angemeldet und die ersten Jahre nach dem Studium ebenfalls als Freelancer gearbeitet.
Viele Gründer profitieren gerade in den Anfängen von Incubatoren, Mentoren, etc. Wo hast du dir deinen nötigen Support geholt?
Mein Mann ist seit 20 Jahren im Musikbusiness selbstständig und stand mir als Geschäfts- und Sparringpartner immer zur Seite. Anfangs war er vielleicht nicht ganz so begeistert von der Idee, dass wir beide selbstständig arbeiten sollten, wegen der finanziellenRisiken, aber er kennt mich zu gut und wusste, dass wenn ich etwas will, ichrecht schwer davon abzubringen bin und aus diesem Grund am Ende auch Erfolg haben würde. Und natürlich hatte ich auch in meinem privaten Umfeld viele tolle Menschen, die mich unterstützt haben und teilweise auch als Freelancer mitarbeiten konnten. Ein gutes Netzwerk ist bei einer Gründung alles! Für mich waren viele Themen Neuland, es ging um Learning-by-Doing und manchmal hatte ich auch einfach mehr Glück als Verstand. Das gehört dazu!
In welchen Bereichen der Gründung hast du dich selbstbewusst genug als Unternehmerin gefühlt und wo hat es dich noch ziemliche Risikobereitschaft gekostet?
Durch meine Erfahrung war ich in den Bereichen e-Commerce, Marketing und PR sehr gut aufgestellt und an Ideen für Business Development habe ich eher zu viele, als zu wenige. In den Bereichen Finanzen, Verträge und Gesellschaftsgründung konnte ich mir glücklicherweise viel Support von meinem Mann holen und bekomme ihn immer noch.
Wie lange hast du an deinem ersten Produkt gearbeitet, bis es bereit für den Launch war?
Der erste Produktlaunch ging relativ schnell, da wir ja keine Rezeptur oder ähnliches erfinden mussten. Aber natürlich musste die gesamte Infrastruktur des Unternehmens und vor allem die Marke aufgebaut werden. Das hat circa sechs bis acht Monate in Anspruch genommen. Und danach sind wir erst mal mit unserem „kleinen Bauchladen“ auf Tour gegangen und haben dem Handel unsere Marke vorgestellt. An jedem weiteren neuen Produkt sitzen wir von der Idee über Research bis hin zum Launch circa ein Jahr bis es tatsächlich für die Kunden erhältlich ist.
Wie hast du dein Businesskonzept finanziert? Hattest du Investoren mit an Bord?
Ich habe mich bewusst gegen Investoren entschieden, da ich damit ja eher schlechte Erfahrungen gesammelt hatte. Deshalb haben wir alles selbst, oder mit sehr schlecht verzinsten Dispo Krediten finanziert. Das war aber kein Problem, da wir ja anfangs sehr klein waren und bewusst organisch gewachsen sind. Dadurch waren wir aber ziemlich schnell rentabel und hatten überhaupt keinen Druck!
Wie herausfordernd war es für euch zu Beginn, am Markt zwischen all den Wettbewerbern gesehen und gehört zu werden?
Zu Beginn hatten wir großes Glück. Ich hatte ja keinerlei Kontakte im Beautybereich, dafür war ich aber in der Mode gut vernetzt. Da kennt dann zum Beispiel im Verlag der eine Redakteur den anderen und ich konnte mir dadurch nach und nach ein gutes Netzwerk aufbauen. Durch den ersten Hype eines völlig neuen Produktes haben wir viel Aufmerksamkeit bekommen und hatten anfangs mit den WONDERSTRIPES keinen Wettbewerber, was sich dann später natürlich schnell geändert hat. Wir haben bewusst relativ schnell die Produktpalette erweitert und die Zielgruppe immer weiter vergrößert und auch immer weiter unsere Marke geschärft. Am Ende ist die große Herausforderung erfolgreich zu bleiben. Es kommen jedes Jahr so viele neue Brands auf den Markt, die ihre Nische suchen. Und sowohl die klassischen Medien, als auch die Influencer, haben ein starkes Interesse an Neuigkeiten, neuen Marken, etc. Der Handel zieht mit, bedient dieses Interesse und setzt immer auf Hypes und neue Trends. Hier dauerhaft Aufmerksamkeit und am Ende auch Fläche zu bekommen ist nicht so leicht!
Wie erreicht ihr heutzutage am effektivsten eure Kunden? Welches Marketingtool greift bei euch am besten?
Ziemlich Old School: Word-of- Mouth, also Kundenempfehlungen. Heutzutage geht das natürlich über Plattformen wie Trusted Shops, Google oder auch Facebook Bewertungen. Eine gute Shopping Experience ist wichtig und wenn doch mal etwas schief geht, einen schnellen und zuvorkommenden Kundenservice. Natürlich haben wir auch Google Ads, aber am Ende brauchst du einfach gute Qualität. Zufriedene Kunden und somit eine gute Reputation ist enorm wichtig, damit aus Neukunden Bestandskunden werden und immer neue Kunden dazu kommen.
Mittlerweile seid ihr ja auch international vertreten. Wann wusstest du, dass dein Business reif für eine derartige Expandierung war?
Das ging eigentlich recht schnell. Wir haben gemerkt, dass es Interesse von anderen Märkten gab und diese Gelegenheit wollten wir nutzen. Wobei ich zugeben muss, dass wir das Thema Ausland nicht mit demselben Fokus und der nötigen Aufmerksamkeit bearbeiten, die es eigentlich verdient. Eine internationale Expansion bedarf ein ordentliches Budget und jede Menge Manpower. Jeder Markt tickt anders und es gibt viele regionale Unterschiede. Kaufverhalten, Zahlungsarten, Vertriebsstrukturen und auch die Preisgestaltung muss man teilweise nochmal neu überdenken. Es ist eine große Chance aber birgt eben auch ein großes Risiko. Man muss sich gut überlegen, ob, wann und wie man das angeht. Ich treffe solche Entscheidungen oft intuitiv aus dem Bauch heraus und hatte hier sicherlich auch oft mehr Glück als Verstand. Ich finde es wichtig, sich niemals nur von äußeren Zwängen zu irgendetwas drängen zu lassen und seinem Businessplan hinterherzuhecheln, sondern auch flexibel zu bleiben. Aber wenn das Bauchgefühl stimmt und die Zahlen in die Richtung zeigen – go for it.
Wieviel Zeit verbringst du als Gründerin und Geschäftsführerin noch effektiv im Kreativprozess und der Produktentwicklung?
Leider viel zu wenig. Natürlich ist das der der Bereich, der mir besonders viel Spaß macht, aber das Tagesgeschäft kostet viel Zeit und ich habe ja auch noch eine Familie, die mir am allerwichtigsten ist. Aber gerade durch Covid-19 hat man ja auch etwas mehr Zeit sich wieder neu zu finden und alles ein bisschen langsamer angehen zu lassen. Da kommen natürlich auch direkt wieder viele neue Ideen, für neue Produkte, aber auch für ganz neue Businesses. Man darf also gespannt sein …
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