„Den meisten Investoren ist der Gründer tatsächlich oft noch wichtiger als das Produkt selbst.“

Tu-Nhu Roho, Gründerin von MAMA WONG

Credit: Marina Jerkovic


Tu-Nhu Roho, die Gründerin von MAMA WONG, wurde in Vietnam geboren, hat chinesische Wurzeln und ist mit einem Koreaner verheiratet. All diese Einflüsse finden sich auch in ihrer heimischen Küche wieder.

Tu-Nhu und ihr Mann haben schon immer gerne für Freunde und Familie gekocht und sind in der Vergangenheit oft nach ihren Rezepten gefragt worden. So entstand eines Tages die Idee zu den Marinaden und Dressings nach Familienrezeptur. Das Ziel dabei war, asiatisches kochen für zu Hause so leicht wie möglich zu machen – im Glasumdrehen – mit dem unverwechselbaren authentisch leckeren Geschmack – so wie es in Tu-Nhu´s Herkunftsland gegessen und geliebt wird. „Es war uns wichtig ein Produkt herauszubringen, das ohne Konservierungsstoffe, ohne Aromastoffe und komplett ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe auskommt.“ Zunächst noch in den Gründer-Kinderschuhen fasste Tu-Nhu den mutigen Entschluss ihr Konzept bei der Höhle der Löwen vorzustellen – und das sogar sehr erfolgreich.

Liebe Tu-Nhu, wie lange hast du diese Idee mit dir herumgetragen, bis du sie konkret angegangen bist und daraus ein Business geformt hast?

Ich hatte die Idee am Anfang meiner zweiten Elternzeit. Während dieser Elternzeit hatte die Idee Zeit zu reifen und konkreter zu werden. Ich habe kleine Probierglässchen im Freundes- und Bekanntenkreis verteilt und mir Feedback zu meiner Idee und zu meinem Produkt eingeholt. Am Ende dieser zweiten Elternzeit, kurz bevor ich den Wiedereinstieg in meinen damaligen Job hatte, habe ich MAMA WONG im Nebenerwerb angefangen und es zunächst als Kleingewerbe angemeldet. Ich erinnere mich noch ganz genau wie ich im September 2018 das erste Mal auf der Berlin Food Week meine Produkte den Besuchern dort vorgestellt habe. Ich war überwältigt von dem Feedback, welches ich dort bekommen habe und kam regelrecht beflügelt zurück und wusste, dass meine Idee großes Potenzial für mehr hat und ich dem unbedingt nachgehen musste.

Was hast du vor deiner Selbstständigkeit gemacht?

Vor MAMA WONG habe ich zuletzt im Vertrieb eines kleinen mittelständischen Unternehmens in Berlin gearbeitet. Seit meiner Elternzeit habe ich dort in Teilzeit gearbeitet. Als ich die Idee zu MAMA WONG hatte, habe ich MAMA WONG zunächst im Nebenerwerb gemacht, um weiterhin in meiner Teilzeitanstellung arbeiten zu können.


Du hattest auch die Möglichkeit dein Konzept bei „Die Höhle der Löwen“ vorzustellen, obwohl du mit deinem Konzept noch ganz am Anfang standest. Wie kamst du auf diese Idee und wie ging es für dich aus?

Ich bin ein Riesenfan des Gründerformats „Die Höhle der Löwen“ und habe es selbst immer gerne geschaut, daher lag es nahe für mich, ebenfalls daran teilzunehmen. Das Risiko mit keinem Deal dort rauszugehen war da und sicherlich nicht gering, aber ich bin das Risiko eingegangen und es ist gut ausgegangen für mich. Ich habe zwei Angebote bekommen und mich am Ende für das Angebot von Ralf Dümmel entschieden.

War es dir in dem Moment wichtiger, das Format für dein Marketing zu nutzen oder wirklich einen der Investoren zu überzeugen?

Mir war es wirklich wichtig einen Investor zu überzeugen. Ich habe MAMA WONG im Nebengewerbe angefangen, neben meiner Teilzeitanstellung und hatte bis zu dem Zeitpunkt meines Pitches vor den Löwen alles alleine gemacht. Ich brauchte wirklich jemanden der mich unterstützt und mir dabei hilft MAMA WONG groß aufzuziehen. Was wir mit Ralf Dümmel und seinem Team zusammen geschafft haben, wäre so alleine für mich nicht machbar gewesen.

Was denkst du ist den Investoren wichtiger: Ein bereits gut laufendes Produkt oder ein Gründer mit einer ambitionierten Mission?

Ich denke, es ist immer eine Kombination aus beidem. Das Produkt muss nicht zwangsläufig schon viel Umsatz generiert haben, vor allem wenn man so wie ich noch ganz am Anfang stand. Aber man muss aufzeigen können, dass das Potenzial da ist und man ein skalierbares Produkt hat, das funktionieren kann. Aus meiner Sicht ist aber der Gründer das A und O. Den meisten Investoren ist der Gründer tatsächlich oft noch wichtiger als das Produkt selbst. Denn es liegt meist am Gründer und seiner Vision & Mission, ob das Produkt erfolgreich sein wird oder nicht.

Glaubst du heute, dass das eine gute Idee war, dein Business anfangs im Nebengewerbe aufzubauen?

Ja, definitiv. Ich habe Familie und zwei Kinder. Für mein „Set-Up“ war es so perfekt. Ich hatte dadurch die Gelegenheit im kleinen Rahmen zu testen, ob das Produkt ankommt und habe mir von dort aus Stück für Stück alles selbst aufgebaut bis ich in „Die Höhle der Löwen“ gegangen bin und es dort vorgestellt habe. Allerdings würde ich nicht per se sagen, dass das immer so funktionieren muss. Wie gesagt, es kommt auf dein persönliches „Set-Up“ an. Hätte ich zu einem früheren Zeitpunkt ohne Familie gegründet, wäre ich sicherlich anders an die Sache herangegangen, aber so war es perfekt. Perfekt für mich. Und inzwischen mache ich MAMA WONG nicht mehr „nur“ im Nebengewerbe, sondern zu 100%.

Nachwirkend zu deinem Auftritt bei DHDL hast du gesagt „It ́s all about storytelling” und dass es extrem wichtig ist, dass man sich nicht hinter seinem Logo und seinem Produkt verstecken soll, wenn man den Durchbruch schaffen will. Warum empfindest du das als so wichtig und inwiefern hast du das bei dir angewandt?

Es gibt viele gute Produkte. Bei manchen wundert man sich warum es nicht funktioniert, bei anderen wiederum funktioniert es, aber woran liegt es? Aus meiner Sicht ist es wichtig, eine Emotionalität mit seinen Produkten zu verbinden, und zwar nicht „irgendeine“ die man sich ausgedacht hat in der Hoffnung, dass es damit funktioniert, sondern eine echte Emotionalität. Bei MAMA WONG ist es so, dass ich den Menschen erzähle woher MAMA WONG kommt, die Geschichte dahinter und wer bzw. was MAMA WONG ist. MAMA WONG ist nicht nur „das freundliche Logo“ vorne auf dem Glas, sondern MAMA WONG hat eine Geschichte, die ich erzählen möchte. Ich möchte vor allem vermitteln, dass das was die Leute bei uns bekommen „authentisch“ ist – sowohl der Geschmack als auch die Geschichte und sich unsere Produkte von den bisherigen unterscheidet.

Wie kommen deine Kunden heute zu deinem Produkt?

Unsere Produkte sind über unseren Onlineshop und Amazon erhältlich sowie bei verschiedenen Lebensmitteleinzelhändlern, wie z.B. Kaufland, Rewe, Netto, etc. Wir halten unsere Community über Social Media immer auf dem Laufenden, wo es unsere Produkte aktuell zu kaufen gibt.

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Wieviel Zeit verbringst du heute noch mit der Entwicklung von neuen Produkten und Rezepten und wieviel Zeit bleibt dem Abarbeiten deiner To-Do-Liste?

Oh, das ist schwer in einer Zahl festzuhalten, weil sich das auch je nach Phase verschiebt. Es gibt Phasen, wo ich mehr daran arbeite und wiederum Phasen wo es weniger ist.

Gibt es irgendwas bzgl. deiner Selbstständigkeit, dass du dir anfangs anders vorgestellt hattest, im positiven und negativen Sinne?

Ich bin recht realistisch an die ganze Sache herangegangen. Daher gab es ehrlich gesagt keine großen Überraschungen. Es gibt Tage, an denen man bis tief in die Nacht sitzt und an verschiedenen Themen arbeitet. Damit habe ich gerechnet und vielleicht hört es sich blöd an, aber da muss jeder Gründer durch und die meisten machen es gerne, weil sie wissen wofür sie es machen. Am Anfang ist man oft auch Mädchen für alles, weil man alles alleine macht, d.h. man macht nicht nur die eine Sache, die man besonders gerne macht (und weswegen man gegründet hat) – in meinem Falle kochen, neue Rezepte und Produkte entwickeln – sondern man ist auch viel mit administrativen Dingen beschäftigt. Alles in allem muss jeder Gründer vor allem am Anfang auch ein „All-Rounder“ sein, da man die unterschiedlichsten Themen am Anfang alleine bedienen muss, z.B. Vertrieb, Marketing, Buchhaltung etc., aber da wächst man automatisch mit der Zeit rein und wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg.

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Photography: Marina Jerkovic

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