„Rückblickend war es definitiv die richtige Entscheidung, sich das Know-How eines Herstellers mit langjähriger Erfahrung ins Boot zu holen.“

Dr. Michaela Hagemann, Gründern von das boep

Credit: das boep


Wenn wir uns die Gründerszene auf Social Media betrachten, fällt uns eines auf: Beautyprodukte schießen wie Weizen aus dem Boden. Es scheint ein Einfaches zu sein, seine eigene Pflegeserie zu entwickeln. Doch was braucht es an Lizenzen und Know-How eine eigene Produktlinie zu entwickeln? Wir haben uns dafür Dr. Michaela Hagemann ins Interview geholt, die mit ihrer Marke das boep eine eigene Pflegeserie für Kinder und Erwachsene ins Leben gerufen hat und es mittlerweile auch in die Regale des Drogeriemarktes dm geschafft hat. Wir haben wir die allbewährte Frage „Wie hast du das gemacht?“ gestellt.

Liebe Michaela, zunächst würden wir gerne wissen, woher kam der Name das boep?

Der Name „das boep“ ist die Abkürzung für „das babyoelprojekt“. Meine Idee vor mittlerweile über 5 Jahren war es ein perfektes Babyöl für meine eigene Tochter zu kreieren und zu Beginn fühlte sich das Ganze eher an wie ein Projekt. Über die Zeit ist aus dem Arbeitstitel der Name gewachsen.

Nun hatten wir schon einige Unternehmerinnen, die ihr eigenes Produkt entwickelt haben, da sie mit dem, was auf dem Markt verfügbar war, nicht zufrieden waren. Mal ganz stupide gefragt: Wie entwickelt man seine eine Pflegeserie? Wo fängt man an? Welche Lizenzen etc. braucht man dafür?

Ich hatte das Glück über Zufälle Kontakt zu einem renommierten Naturkosmetikhersteller aus dem Allgäu zu bekommen, der meine Idee gut fand und das gemeinsam umsetzen wollte. Also wagten wir uns an die Entwicklung. Der große Vorteil war, dass er bereits viel Erfahrung mitbrachte und ich auf diese Expertise zurückgreifen konnte. Bis heute stellt er unsere Produkte her.

Von welcher finanziellen Investition reden wir hier? Wie hast du deine erste Produktlinie finanziert?

Die ersten Produkte haben wir mit dem Stammkapital der GmbH-Gründung selbst finanziert, da wir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht wussten, was sich alles aus meinen babyoelprojekt entwickelt. Auch heute sind wir, bis auf zwei Investments aus dem Familien- und Freundeskreis, eigenfinanziert. Das Positive daran ist, dass wir immer unsere eigenen Entscheidungen treffen konnten und organisch mit unserer Marke gewachsen sind. Das fühlt sich sehr gut an.


Wie lange hat es bei dir gebraucht von der ersten Idee bis das Produkt auf dem Markt verfügbar war?

Die Idee habe ich über mehrere Monate entwickelt, um genau sein kurz nach der Geburt meiner ersten Tochter im Sommer 2014. Im Dezember 2014 habe ich dann das erste Mal unseren Hersteller getroffen und genau ein Jahr später, am 1. Dezember 2015, haben wir unseren Online-Shop eröffnet und das erste Produkt verkauft. Im Prinzip habe ich alle Produkte, die ich entwickelt habe, immer nach dem Bedarf meiner eigenen Tochter entwickelt. Angefangen hat alles mit einem babybadeöl, danach folgte eine Babycreme, als sie größer war ein Schaumbad und viele weitere Pflegeprodukte. Inzwischen haben wir insgesamt 14 Produkte, nicht mehr nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. 

Deine Produkte sind ja nun auch in Drogerien erhältlich. Wie habt ihr diesen Meilenstein erreicht? Schickt man da ganz simpel gesagt Produkte zu den Entscheidern und pitcht sein Konzept?

Tatsächlich war das ein glücklicher Zufall: Ich habe auf einer Messe 2015 den Einkäufer des Babyregals der dm-drogerie Märkte kennengelernt und nach einigen Gesprächen kamen wir in sein Regal. Das hört sich jetzt natürlich super simpel an, aber er fand unsere Produkte spannend und wollte das gerne ausprobieren.

Du bist selbst ja auch Ärztin und bringst daher noch eine weitere Perspektive mit, als nur eine Unternehmerin die aus der Konsumersicht gründet. Würdest du sagen, du hast daher mit einem anderen Blickwinkel gegründet?

Genau, da ich auch Ärztin bin, habe ich vor allem bei der Produktentwicklung mit einem besonderen Fokus auf die Inhaltsstoffe geschaut. Ich wusste, was ich ohne Bedenken auf der Haut meiner kleinen Tochter anwenden kann und welche Inhaltsstoffe auf keinen Fall auf die Babyhaut gehören. So konnte und kann ich mit absolut gutem Gewissen unsere Produkte verkaufen. Meine „Lücken“ im Betriebswirtschaftlichen füllte von Tag 1 mein Bruder. Wir haben 2015 zusammen gegründet und ergänzen uns in vielerlei Hinsicht.

Bist du noch als Ärztin tätig? Und wo gehst du mehr in deiner Arbeit auf – als Ärztin oder Unternehmerin?

Zurzeit bin ich nicht als Ärztin tätig, ich konzentriere mich voll und ganz auf das Unternehmen. Ich habe mich damals für das Medizinstudium entschieden, da es meine Leidenschaft ist. Allerdings macht es mir auch unheimlich viel Spaß mein eigenes Unternehmen wachsen zu sehen und meine Produkte in den Regalen von Drogerien, wie dm, zu finden. Ich möchte nicht ausschließen, irgendwann wieder als Ärztin zu arbeiten. Ich bin einfach gespannt, was die Zukunft für mich bereithält.

Die Arbeit in einem StartUp ist herausfordernd – man weiß nie, was kommt und man muss sich schnell auf neue Situationen einstellen können. Wie meistert ihr solche Situationen?

Ja das stimmt absolut, wir haben in den letzten Jahren immer wieder Höhen, aber auch ein paar Tiefen durchlebt. Wir versuchen uns einfach so gut es geht auf neue Situationen einzulassen und das Beste daraus zu machen. Gerade in der aktuellen Zeit mit Corona hilft es mir unglaublich, mich mit anderen UnternehmerInnen auszutauschen. Nach fast fünf Jahren kennt man einige GründerInnen aus der Start-up Szene und hilft sich, wo man kann.

Habt ihr eine Achterbahnfahrt oder eine prägende Phase in eurer Gründergeschichte, an die du immer wieder denken wirst?

Wahrscheinlich war die Anfangsphase die prägendste Phase für mich. Ich war zwar selbst Anwenderin der ersten Minute, aber ich wusste nicht, wie meine Kunden auf meine Produkte reagieren würden. Als ich hier das erste positive Feedback erhalten habe und dann viele weitere kamen, ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen und hat mich darin bestärkt auf dem richtigen Weg zu sein.

See Also

Wir haben gelesen, dass du dein Business auch sehr auf Remote-Arbeitsweisen gebaut hast. Wie strukturiert ihr euch?

Da wir fast alle Arbeiten digital ausführen, sind wir nicht unbedingt an einen Arbeitsplatz gebunden. Gerade für die berufstätigen Mamas im Team, wie mich, hat das echte Vorteile. Durch regelmäßige Video Calls halten wir uns auf dem Laufenden und stehen ständig im Kontakt. Das Team in Mainz ist am größten, hier ist unser „Hauptsitz“ und von Mainz versenden wir auch unsere Pakete, die in unserem Online-Shop bestellt werden. Der Versand ist so ziemlich das Einzige, was wir nicht von überall machen können.

Gibt es irgendwas an deiner Selbstständigkeit, dass dir so vorher nicht bewusst war und du überraschend feststellen musstest?

Da ich direkt aus meinem Medizinstudium in die Selbständigkeit gegangen bin, war so gut wie alles neu für mich. Ich hatte das Glück meinen Bruder an meiner Seite zu haben, der aus der Wirtschaft kommt und schon ein paar Erfahrungen mitbringen konnte. Oft bekommt man den Eindruck, dass es super einfach ist ein Unternehmen zu gründen. Doch ich musste schnell feststellen, dass dahinter noch einiges mehr steckte und wir einige Hürden überwinden mussten. Natürlich gab es auch einige tolle Momente, die mich ebenfalls überrascht haben, wie zum Beispiel mein Platz auf der Forbes Liste im letzten Jahr.

Sogar nach fast 5 Jahren kann ich sagen, dass immer wieder neue Sachen auf mich zukommen, mit denen vorher keiner rechnen konnte. Auch wenn sich das jetzt alles sehr dramatisch anhört, ermutige ich jeden dazu, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen und seine eigenen Erfahrungen zu machen. Oft sehen die Hürden größer aus, als sie letztendlich sind. Man lernt unglaublich viel, wenn man sein eigenes Unternehmen gründet und wächst ständig über sich hinaus. Das ist ein Teil meines Lebens, den ich nicht mehr missen möchte.

www.dasboep.de

@dasboep

Photography: das boep

Inspired Magazine  © 2023 All rights reserved.

Scroll To Top