Björn Kister und David Maurer- Laube Founder von Convercycle
Eines der großen Ziele der Convercycle Bikes ist, mehr und mehr Leute fürs Fahrradfahren zu begeistern, denn nicht nur die Gründer nehmen es in vielen Bereichen als überlegenes Fortbewegungsmittel und sehr nachhaltige Alternative zum Auto wahr. Als Papa, und als Mensch, der gerne gesund und aktiv lebt, liegt dieses Thema David Maurer- Laube, dem Kreativkopf und Designer hinter den Convercycle Bikes, besonders am Herzen. „Ich wünsche mir ein Umfeld mit möglichst sauberer Luft, weniger Gefahren durch Autoverkehr und dass man möglichst schnell, weniger Flächen in unseren Innenstädten für Parkplatzflächen benötigt. Generell sollte das Thema Nachhaltigkeit doch allen Menschen sehr viel bedeuten, schließlich betrifft es auch alle.“ Mit den Convercycle Bikes möchte er mit seinem Team und Co-Founder Björn Kister nun eine Alternative bieten und einen Beitrag für eine bessere und gesündere Umwelt leisten.
Ihr Lieben, wie lautet euer Elevator-Pitch?
David: Das Convercycle Bike ist ein flexibles, nachhaltiges und zugleich platzsparendes Transportmittel, das sich optimal in den modernen Alltag im urbanen Raum einfügt. Im Handumdrehen wird aus einem Stadt-Rad ein funktionales Lastenrad, mit dem man eine Vielzahl von Gütern transportieren kann, egal ob Pakete, Getränkekisten, Musikinstrumente, Sportausrüstungen oder ein spontaner Einkauf. Durch die Möglichkeit das Convercycle Bike ein- und auszuklappen, lässt es sich problemlos im öffentlichen Nahverkehr oder in Aufzügen mitnehmen und zudem lässt es sich in gängigen Fahrradständern abstellen.
Wir haben schon viele Gründer kennengelernt, die sich vor der eigentlichen Gründung im Sumpf der Recherche verloren haben. Wie schnell seid ihr mit eurer Idee ins Handeln gekommen?
David: Da das Projekt ,Convercycle‘ seine Wurzeln in einem Uni-Projekt meines Industrie-Design Studiums an der HfG Offenbach hat, ging dem eigentlichen Entwurfsprozess eine sehr intensive Recherche voran. In vorhergehenden Projekten habe ich mich zudem schon sehr intensiv mit dem Thema ‚nachhaltige Mobilität‘ – insbesondere im Zusammenhang mit Fahrrädern und Fahrrad-Infrastruktur – beschäftigt. So hatte ich schon eine ganz gute Übersicht, bevor es an das ,Convercycle‘ ging. Ich stand aber nie an dem Punkt, an dem ich primär gerne etwas gründen wollte und eine Idee dafür brauchte. Vielmehr bin ich bei meiner Recherche und dem anschließenden Entwurfsprozess darauf gestoßen, dass es für ein Rad, wie dem Convercycle, eine Berechtigung geben könnte. So wurde die Idee zur Gründung nach und nach immer plausibler und irgendwann Realität.
Waren die Rollen in eurer Businesspartnerschaft von Anfang an gleich vergeben oder hat sich das bei euch über die Zeit so eingependelt?
Björn: Wir haben die Convercycle Bikes GmbH im Oktober 2019 als Team gegründet, jedoch waren die Rollen von Anfang an definiert. Die Idee zu unseren Convercycle Bikes entstand ja bereits einige Zeit vor der Gründung, im Zuge von Davids Designstudium. Entsprechend kümmert sich David um alles, was Produkte und Design angeht. Ich kam ergänzend erst dazu, als die Gründung der Firma bevorstand. Als Geschäftsführer kümmere ich mich insbesondere um die Etablierung einer funktionierenden Aufbau- und Ablauforganisation. Kurz gesagt, David übernimmt den kreativen Part, während ich mich mehr um Strukturen und Prozesse kümmere.
Ganz salopp gefragt: Wusstet ihr, was es bedeutet ein Business zu führen oder war der ganze Prozess eher ein Learing by doing?
Björn: Vor Convercycle Bikes war ich fast zehn Jahre im Finanz- und Pharmabereich als Unternehmensberater bzw. in der Strategieabteilung tätig und habe zudem bereits mehrere Jahre in Start-ups gearbeitet. Entsprechend hatte ich schon eine ganz gute Vorstellung davon, welche Herausforderungen es mit sich bringt. Allerdings muss ich zugeben, dass die Fahrradbranche schon eine sehr spezielle ist und somit einige Prozesse auch von Learning by Doing geprägt sind. Aber genau das ist ja auch das reizvolle am Start-up Business.
Ihr hattet euch zu Beginn ja über eine Crowdfunding Kampagne finanziert. Wie zieht man so etwas erfolgreich auf?
David: Es gibt einige Dinge, die im Vorfeld wichtig sind, die wir auch im Nachhinein noch besser hätten machen können. Ganz wichtig ist es, eine lange Zeit vor Kampagnen-Beginn die Kommunikation in Richtung Presse, Fachmagazine, Blogs und Social Media zu starten, um so eine „Fan-Base“ aufzubauen. Diese sollte, sobald die Crowdfunding-Kampagne läuft, zumindest teilweise bereit sein, das Projekt zu unterstützen. So erlebt die Kampagne in ihrer Anfangsphase mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein starkes Wachstum und wird so von den meisten Crowdfunding-Plattformen etwas gepusht und für zusätzliche Unterstützer interessant. Damit wird dann auch das Erreichen des Funding-Ziels und somit der Erfolg des Projekts für alle Beteiligten immer wahrscheinlicher. Bei einer Crowdfunding-Kampagne spielt also Kommunikation eine sehr große Rolle. Eine ansprechende und nahbare Kampagne ist essenziell. Wichtig ist heutzutage, dass das Produkt oder die Leistung nicht nur rational erklärt werden, sondern dass die Menschen auch emotional abgeholt werden. Nur wer fest hinter dir und deiner Idee steht, wird dir den ein oder anderen Fehler auch verzeihen – und Fehler werden definitiv kommen.
Foto: Convercycle
Foto: Convercycle
Was würdet ihr, den Launch betreffend, heute anders machen?
Björn: Die Vorbereitungsphase, bis es zum tatsächlichen Launch der Produkte kommt, ist im Fahrradmarkt unglaublich lange. Im Laufe der Entwicklungsphasen kommen immer wieder neue Erkenntnisse und unerwartete Situationen, auf die es adäquat zu reagieren gilt. Im Zuge einer Machbarkeitsstudie zu unseren Produkten haben wir uns in der Startphase des Projektes Unterstützung von Experten aus dem Markt geholt. Es wurde eine Roadmap erstellt und erste Schätzungen für die Produktionskosten vorgenommen. Auf dieser Basis haben wir eine Vorstellung der Verkaufspreise entwickelt. Leider haben wir Kostenschätzungen nicht detaillierter validiert und die Roadmap nicht ausreichend hinterfragt. Entsprechend haben wir den Launch Termin und die vorgesehenen Verkaufspreise viel zu früh kommuniziert. Die Konsequenz war, dass wir trotz zahlreicher neuer Erkenntnisse im Laufe der Zeit, die sich fast immer negativ auf die Produktionskosten ausgewirkt haben, versucht haben, an den kommunizierten Preisen festzuhalten. Letztendlich mussten wir Launch Termin und Verkaufspreise zweimal korrigieren, was sehr unangenehm ist. Von daher habe ich zwei klare Empfehlungen:
1. Kalkuliere deine Verkaufspreise „Bottom up“ und kommuniziere sie erst dann, wenn deine Produktionskosten zu 95 Prozent feststehen. Kleinere Anpassungen kommen immer wieder vor und sollten in einer guten Preiskalkulation berücksichtigt sein.
2. Kommuniziere keinen Launchtermin, bevor er nicht zu 100 Prozent sicher ist. Dadurch lassen sich sehr viele Nachfragen vermeiden.
Innovative Businesskonzepte leben ja davon, dass sie mit der Zeit und den Bedürfnissen der Menschen gehen, oder ihnen sogar voraus sind. Wieviel Zeit steckt ihr in die Weiterentwicklung eurer Bikes? Seid ihr da konstant dran oder kommt das mit der Beobachtung des Marktes?
David: Bis zum serienfertigen Modell haben wir vier Prototypen gebaut, die immer mehrere Entwicklungsschritte beinhalteten. Mit dem Markteintritt der Produkte werden wir reichlich Kundenfeedback erhalten, und basierend darauf die Produkte konstant weiterentwickeln. Es gibt sogar schon erste Überlegungen für eine weitere Convercycle Variante. Zudem arbeiten wir an der Entwicklung verschiedener Zubehörprodukte, um noch mehr Bedürfnissen unterschiedlicher Menschen gerecht werden zu können.
Wann habt ihr euch einmal eingestehen müssen, dass eine Situation eine Kurskorrektur erfordern würde?
Björn: Ein Produkt wie das Convercycle Bike an dem Markt zu bringen ist ein langwieriger, komplexer und kostenintensiver Prozess. Das hatten wir zu Beginn komplett unterschätzt. Da wir keine unlimitierten Ressourcen an Zeit oder Geld haben, sind kleine Korrekturen ständig notwendig. Unserer Linie, ein nachhaltiges und konvertierbares Fahrrad zu entwickeln und an den Markt zu bringen, sind wir aber treu geblieben. Ein kompletter Pivot war zum Glück bisher nicht notwendig.
Wo holt ihr euch heute Input, wenn ihr etwas nicht wisst?
Björn: Unser Kernteam ist nach wie vor recht klein und in einigen Unternehmensbereichen macht es für uns immer noch mehr Sinn, mit Partnern und Agenturen zusammenzuarbeiten. Damit bleiben wir agil und können Budgets gezielt nach dem jeweiligen Bedarf einsetzen. Zudem haben wir auch im Gesellschafterkreis Experten in unterschiedlichen Themengebieten. Entsprechend ziehen wir sie auch gerne gezielt zu zur Hilfe, wenn wir Unterstützung benötigen.
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