„Wir hatten zu Beginn unserer gemeinsamen Firma die Angst, dass die Beziehung irgendwann hinten runterfällt.“

Caroline & Tim Nichols, Gründer von 3Bears

Credit: Alexey Testov


Caroline und Tim Nichols sind als Gründer von 3Bears nicht nur Businesspartner, sondern in erster Linie auch ein Ehepaar und ein Powercouple, das sich schon während eines Praktikums bei „Siemens“ in Großbritannien kennengelernt hat. Dass die beiden heute ein erfolgreiches Food-StartUp führen, ist laut Caroline zum einen Resultat aus Abenteuerlust und Neugier auf ein eigenes Business, aber auch eine Risikobereitschaft, die die beiden mit der Teilnahme bei der Höhle der Löwen an den Tag legten. Mit ihrer eigenen Porridge Variante eroberten sie somit mittlerweile nicht nur den deutschen Markt, sondern überzeugten auch in der Höhle der Löwen und sahnten einen sehr guten Deal ab, der das StartUp in neue Erfolgsebenen brachte. 

Wann kam die Idee zu 3Bears und was steckt hinter eurem Konzept?

Als Tim und ich noch in London lebten, kam das Thema Porridge immer mehr in unser Bewusstsein. Tim trainierte für den „Ironman“ und auch ich war sehr viel im Ausdauerbereich sportlich unterwegs, da achtet man ganz selbstverständlich auf die Ernährung. Porridge war und ist in Großbritannien ja ein riesiges Thema und einfach DAS Frühstück. Für uns wurde es auch immer mehr, allerdings waren wir auch frustriert, denn es war echt schwierig, Porridge-Mischungen oder auch nur gute Haferflocken im Handel zu finden, die nicht voller Zusatzstoffe und Co. waren. In dieser Zeit fing unsere positive Obsession an, das beste Porridge zu finden – oder einfach selbst zu kochen. 

Tim hatte damals schon ab und zu den Gedanken „man sollte es einfach selbst produzieren“. Ich war zu dieser Zeit allerdings mental noch gar nicht so weit mich womöglich selbstständig zu machen. Allerdings war es dann gerade ich, die bei einem Urlaub in Brügge bei einigen sehr süffigen belgischen Bieren auf den Gedanken kam: „Wir können ja eine Porridge-Bar eröffnen.“ Nüchtern betrachtet war diese Idee viel zu risikoreich, wir hatten auch gar nicht die notwendige Gastronomie-Erfahrung. Aber dann habe ich angefangen, ernsthaft den Markt von Porridge in Deutschland zu scannen und habe gesehen, dass es einfach eine Lücke gibt und den Wunsch vieler Menschen nach gesundem und leckeren Porridge, das sie sich schon fertig gemischt im Supermarkt kaufen können. Das war der Kick 3Bears zu gründen, um genau diese Lücke zu schließen.

Wie habt ihr die Anfangszeit eurer Gründung wahrgenommen? Habt ihr es als sehr herausfordernd empfunden, in den Markt als ernstzunehmender Mitstreiter einzusteigen? 

Wer gründet, und sagt alles sei ganz einfach und jeder Plan gehe auf, der sagt nicht die Wahrheit. Natürlich war die Anfangszeit unserer Gründung eine echte Mammutaufgabe. Wir hatten nicht viel Eigenkapital, wir waren zu zweit, hatten Ansprüche von denen wir auch auf keinen Fall auch nur einen Zentimeter abweichen wollten – und zum Glück auch nicht gemacht haben. Als wir unseren Online-Shop gelauncht haben, waren die einzigen Kunden unsere Freunde. Da sitzt man dann schon auch mal da und denkt „Ok, und wie komme ich jetzt zu echter Kundschaft?“ Aber wir waren einfach immer komplett davon überzeugt, dass wir das richtige Produkt haben und das richtige Team sind, um das hier aus unserem kleinen Büro in München heraus und mit meiner Küche, in der ich die Rezepte entwickelt habe, zu stemmen. Und dass es eben große Mitbewerber gab, aber keinen mit einem Produkt wie dem unserem. Wir waren davon überzeugt, dass wir einfach nur immer dran bleiben müssen. 

Und dann kam etwa ein halbes Jahr später die Einladung zu „Die Höhle der Löwen“. Ich nenne das schon auch etwas Glück des Tüchtigen. Tim war sogar am Anfang gar nicht so sehr überzeugt von dieser Chance, da er sich nicht sattelfest genug fühlte in der deutschen Sprache, um im Fernsehen aufzutreten. Aber wir haben es gemacht. Der Rest ist ja bekannt – Frank Thelen und Judith Williams investierten beide, wir machten in der einen Nacht der Ausstrahlung einen Umsatz, den wir uns nie erträumt hätten, wir waren einfach angekommen. Und ab dem Moment waren wir der ernstzunehmende Mitstreiter auf dem Markt für viele schon lange existierende Marken. 

Nun kommt Tim ja aus Großbritannien, wo ihr euch ja auch kennengelernt habt. Warum habt ihr euch für den Launch eures Businesses in Deutschland entschlossen, und nicht in UK? 

Das ist ganz einfach: Wir wollten Porridge nach Deutschland bringen. Deswegen sind wir in Deutschland gestartet vor nun mehr als vier Jahren. Seit diesem Sommer sind wir auch in Großbritannien aktiv, denn auch die Briten, die mit ihrer langen Porridge-Tradition und einer Großmutter, die natürlich das beste Porridge der Welt kocht, kennen noch nicht die großartigen Mischungen wie die von 3Bears. Der Schritt nach UK bedeutet für uns natürlich eine ganze Menge, da steckt auch viel Symbolik drin.

Habt ihr dadurch, dass ihr nicht nur ein Paar seid, sondern auch ein Business zusammenführt, Seiten von euch kennengelernt, die euch vorher gar nicht so bewusst waren? 

Wir kannten uns bereits mehr als sieben Jahre, als wir gemeinsam gegründet haben. Da kennt man schon fast alle Eigenheiten sehr gut. Wir waren vorher auch schon monatelang gemeinsam mit dem Rucksack auf Weltreise, was vielleicht sowieso die beste Art und Weise ist, einen Menschen wirklich kennenzulernen. Gemeinsam zu gründen war für uns auch nur möglich, da wir uns und unsere Stärken, genauso wie unsere Schwächen, so gut kannten. Nur so wussten wir, dass dieses Abenteuer auch funktionieren wird. Tim hat viele Ideen und ist fast angstfrei, ich bin eine Umsetzerin, aber mache mir schon auch mal Gedanken. Tim erledigt alle seine Aufgaben in Prozess-Form, ich gar nicht. Er ist der Zahlenmensch, ich mache lieber Marketing, Vertrieb. Wir ergänzen uns eigentlich fast überall, und bei allen unterschiedlichen Talenten haben wir das gleiche Ziel. Das ist einfach perfekt. 

Was sind Dinge, beruflich und privat gesehen, bei denen ihr euch schwer tut einen gemeinsamen Nenner zu finden? 

Glücklicherweise ganz wenige, sonst wären wir wohl auch nicht so lange schon zusammen, hätten zusammen ein Business und eine Familie gegründet. 

In einem Statement auf Eurer Webseite hat Tim mal gesagt, dass „Der Vorteil der Zusammenarbeit ist, dass wir uns jeden Tag sehen. Der Nachteil ist, dass wir uns jeden Tag sehen!“. Wir gehen davon aus, dass der Vorteil überwiegt (sonst wärt ihr womöglich entweder kein privates Paar mehr oder keine Businesspartner…) Wie organisiert ihr euch hier, dass eure Beziehung immer Priorität hat? 

Wir hatten zu Beginn unserer gemeinsamen Firma die Angst, dass die Beziehung irgendwann hinten runterfällt. Hört man ja auch immer wieder mal. Manche Freunde runzeln ja auch die Stirn und flüstern einem beinahe verschwörerisch zu, dass man das nie mit einem Partner machen soll. Wo bleibe denn da die Romantik, wenn man vor einer Excel-Tabelle sitzt. Daher haben wir uns auch in den ersten Jahren dazu entschieden, dass wir im Privatleben nicht über den Job reden. Nur im Notfall. Es gab sogar „Porridge-freie Tage“, in denen man, allein wenn das Wort fiel, Geld in eine Spardose werfen musste. War eigentlich ganz praktisch, so war immer ein kleiner Urlaub finanziert … fast.

Ein befreundeter Gründer, dem wir das erzählt haben, wunderte sich über unsere Anstrengungen und fragte uns ganz ernsthaft, warum wir es uns im Privatleben verbieten, über‘s Business zu sprechen, wenn wir beide das doch so gerne tun. Und wie recht er doch hatte. Mittlerweile sehen wir das gar nicht mehr so eng und es ist viel angenehmer! Aber seit unser Sohn auf die Welt gekommen ist, gibt es sowieso ein Privatthema, das immer an erster Stelle steht!

Credit: Alexey Testov

Nun sagt man ja immer, dass ein Business nur dann auf Dauer funktionieren kann, wenn man mit Herzblut dabei ist und eine ausgeprägte Ausdauer mitbringt. Ein erfolgreiches Business rechnet sich schließlich auch an den Zahlen. Hattet ihr Anfangs ein gewisses Puffer, das euch den Druck etwas genommen hat?

Wie bereits gesagt, sind wir mit wenig Eigenkapital gestartet, jeder von uns hatte 10.000 Euro einbringen können, da gab es keinerlei Puffer. Es musste einfach funktionieren. Aber wir hatten dann eben das Glück mit „Die Höhle der Löwen“, wo wir durch die Investments die Sicherheit hatten, dass wir jetzt richtig und konsequent weitermachen können.

Aus eurer Erfahrung gesprochen, welchen Druck hattet ihr (euch selbst gemacht), finanziell auch erfolgreich zu sein?

Der Druck geht nie ganz weg. Ob ich zu zweit in einem kleinen Büro sitze und über meinen Onlineshop verkaufe, oder ob ich in 5.000 Supermärkten in ganz Deutschland gelistet bin und 30 Mitarbeiter habe, es herrscht immer Druck, denn man hat ja auch Verantwortung. Für alle Angestellten, für die Investoren, für sich selbst. Wir haben uns allerdings nie den Druck gemacht, finanziell erfolgreich zu sein, um uns ein Cottage in England zu leisten oder so schnell wie möglich Privatiers zu werden, so ticken wir nicht. Wir hatten und haben immer das Ziel, etwas zu verändern – auch und gerade im Lebensmittelmarkt. 

Bei den Rezepten angefangen, über die Philosophie in unserer Firma, bis hin zu der Verpackung, die eben auch nachhaltiger und besser sein soll als vieles, was man sonst so bekommt. Und um das alles machen zu können, muss man wirtschaftlich gut dastehen. Bei jeder einzelnen Produkteinführung, jeder Innovation, habe ich immer noch die ein oder andere schlaflose Nacht. Wenn das Lager voll ist und wir nicht wissen, ob das Produkt einschlagen wird. Zum Glück tat es das bislang immer … kann ich hier irgendwo auf Holz klopfen?

In der Höhle der Löwen habt Ihr auf 150.000 Euro gehofft und wolltet dafür 15 Prozent des Geschäfts abgeben. Erzähle uns bitte, wie das für euch ausgegangen ist.

Ich glaube, das kann man ganz kurz hier an dieser Stelle zusammenfassen: Alles, was sich mit diesem Auftritt ergeben hat, war das Beste, was 3Bears passieren konnte. Wir haben so viele Möglichkeiten bekommen, so viel lernen können, so viel erlebt – und wir würden rückblickend nichts anders machen. Es war und ist alles wirklich toll für uns! Vor kurzem erst haben wir mit unserem Team und VOX einen Rückblick gedreht und es war schon auch bewegend zu sehen, wo wir damals standen und wo uns jetzt das TV-Team besucht, nämlich in unserer eigenen Produktionsküche für TV- oder Youtube-Formate. 

Was ging in eurem Kopf vor, als ihr so spontan über einen so wichtigen Deal entscheiden musstet? Wie bereitet man sich auf sowas vor? 

Tausend Sachen und gleichzeitig auch nichts. Natürlich haben wir schnell gerechnet, man hat ja auch mehr Zeit, sich zu entscheiden, als es in der TV-Ausstrahlung zu sehen ist. Aber es ging dann doch auch ganz schnell, da wir einfach ein sehr, sehr gutes Bauchgefühl hatten. Tim und ich waren uns da beide absolut einig, dass sich der Deal einfach richtig anfühlt.

Auf diese Situation kann man sich zugegeben nicht wirklich vorbereiten. Natürlich haben wir alles Mögliche gedanklich durchgespielt, haben auch uns vorgestellt, wer uns vielleicht mögen könnte und wer weniger, wie wir dann ganz cool antworten würden … aber wie so oft, wenn man sich etwas vorstellt, denkt man auch in ganz falsche Richtungen. Die beste Vorbereitung war, dass wir uns einfach sicher waren, dass unser Produkt geschätzt und verstanden wird. Den Rest konnten wir dann gut laufen lassen.

Wie hat sich euer Unternehmen seither entwickelt und seid ihr zufrieden wie alles gekommen ist? 

Ja, wir sind sehr zufrieden und glücklich, gerade auch in diesem besonderen Jahr, wo auch wir so viele Menschen sehen, die zu kämpfen haben mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und mit Dingen, für die sie einfach nichts können und die nun existenziell werden. Da haben wir im Lebensmittelbereich eher keinen Grund zur Sorge. Wir sind gewachsen, haben bald 30 Teamplayer*innen in unserem Unternehmen, sind nach UK expandiert, haben gerade zwei neue Produkte auf den Markt gebracht. 3Bears ist echt gewachsen. Unser Baby ist in der Pubertät, da braucht es uns auch noch so richtig nah dran und wir müssen auch immer wieder gut aufpassen. Aber wir sehen es uns sehr stolz an und sagen: „Bist ganz gut geraten, so machen wir weiter!“

www.3bears.de

@3bearsporridge

Photography: Alexey Testov

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