„Lustigerweise finde ich es manchmal anstrengender und schwieriger, als Mutter das richtige zu tun, als als Unternehmerin.“

Dr. Henrike Fröchling, Gründerin von YogaEasy

Credit: YogaEasy


Als Dr. Henrike Fröchling 2009 das Konzept zu ihrem Business YogaEasy ausarbeitete, war ihre Vision, dass sie die ganz besondere Erfahrung einer Yogastunde mit einer guten Lehrerin für alle jederzeit verfügbar machen wollte. Sie selbst hatte einen Führungsjob und ein kleines Kind und konnte daher auch nicht so oft sie wollte ins Yogastudio. „Ich wollte nie die cleanen Videos zum Nachturnen, sondern diese magische Atmosphäre: Wenn eine erfahrene Lehrerin es mit ihren Worten, der Musik, dem Atmen schafft, dass du die Welt um dich herum vergisst, in den Flow kommst, wieder merkst was eigentlich in dir vorgeht.“ Diese Vision ist auch heute in ihrem Business noch aktuell. Im Interview gibt sie uns einen Einblick in ihre Gründungsgeschichte.

Liebe Henrike, nun gibt es bereits unwahrscheinlich viele Yoga-Studios, die offline und online Kurse anbieten. Was macht ihr anders als eure Mitstreiter und was macht euch in deinen Augen so erfolgreich?

Die Lehrer. Wir arbeiten nur mit den besten und erfahrensten Lehrerinnen und Lehrern zusammen, die auch selber andere Lehrer ausbilden und einfach die besten ihres Faches sind. Wir lassen jede Lehrerpersönlichkeit ihren Stil und ihre Themen unterrichten und bieten dadurch eine einmalige Vielfalt. Und wir drehen nur mit professionellem Team und Equipment und das meist an besonders schönen Orten, oft am Meer oder in den Bergen. Diese Qualität zahlt sich aus.

Wieviel und welchen Teil outsourcst du heute und was machst du noch selbst bzw. lässt es dir auch nicht nehmen selbst zu machen?

Wir haben noch Teile unserer App-Entwicklung bei externen Dienstleistern, das soll aber im Laufe diesen Jahres inhouse gebracht werden, wir führen schon Bewerbungsgespräche. Außerdem arbeiten wir punktuell mit externen Experten zusammen, um immer das beste Wissen zu haben. Zum Thema Delegieren: Ich kann das gut und gebe die Verantwortung gern komplett an die jeweiligen Teamleiter ab. Aus der Position heraus arbeiten wir als Team zusammen an der Unternehmensstrategie und an der ständigen Verbesserung unserer Methoden und unseres Produkts. Also ich gebe strategische Impulse und eine Grundrichtung, aber sehr viel kommt auch aus den Teams. Alle operativen Dinge laufen ohne mich, ich mische mich nur ein, wenn ich Optimierungspotential sehe.

Ihr dreht regelmäßig Yoga-Videos und erstellt Content für eure Community. Wie sieht euer SetUp aus? Habt ihr mittlerweile ein richtiges Studio der outsourct du die Produktion an die jeweiligen Lehrer?

Wir haben ein eigenes Produktionsteam, das zu schönen Locations reist und dort mit den Lehrern dreht. Ein eigenes Studio haben wir (noch) nicht, wir drehen in den Yogastudios der Lehrer oder mieten tageweise Fotolocations an. Am liebsten drehen wir draußen in der Natur.

Du kooperierst sehr viel mit anderen Yogalehrern. Warum war es dir so wichtig, andere Experten mit an Bord zu holen und nicht alles als deine persönliche Brand aufzubauen?

Ich hatte den richtigen Instinkt, mich ganz am Anfang an die grande Dame der deutschen Yogaszene zu wenden – Anna Trökes, die mir geraten hat, eine Plattform der Vielfalt aufzubauen und alle Größen der Yogaszene dazu gebracht hat, mit mir zu drehen. Ich bin keine Yogalehrerin und die Plattform wäre nicht besser geworden, wenn ich mich da in den Vordergrund gestellt hätte. Alle Macht denen, die etwas davon verstehen!


Ihr gehört heute zu den größten Yoga-Communities. Welche Marketingaktionen haben euch bisher die besten Resultate gebracht und auf was setzt ihr heute um viele Kunden zu erreichen?

Wir sind vor allem durch Content Marketing groß geworden – wir haben hervorragende, flott geschriebene Artikel zu allen möglichen Yoga-Themen geschrieben und damit SEO- und Social-Media-Reichweite bekommen. Ein zweiter Faktor waren die bekannten Lehrer, deren Community wir erreichen konnten. Seitdem wir etwas Budget haben, machen wir auch Performance Marketing bei Google, Facebook und Co.

Jedes Unternehmen hat einmal einen Moment, wenn dem Gründer etwas die Puste ausgeht – aus welchem Grund auch immer. Kannst du aus dem Nähkästchen plaudern und uns von einem Moment erzählen, als du unvorhersehbare Tiefs meistern musstest?

Ich hatte vor ein paar Jahren mal ein halbes Jahr lang gesundheitliche Probleme, starke Schmerzen. Das war die Hölle, man kann sich ja nicht vertreten lassen. Es ging dann deshalb ganz gut, weil ich viel delegiere und alle eigenverantwortlich ihren Job gemacht haben. Ich war nur 2-3 Stunden täglich im Büro! Hat aber alles trotzdem gut geklappt. Alle anderen Tiefs waren vorhersehbar, nämlich die Notwendigkeit öfters mal umzuplanen, damit das Unternehmen alle Rechnungen bezahlen kann. Ging aber nie an die Substanz, zum Glück, denn wir haben immer solide und vorsichtig gewirtschaftet.

Wann geht bei dir der erste Blick aufs Handy nachdem du aufwachst?

Ich halte mich von Social Media und Whats App erstmal fern, lese die digitale New York Times und die ZEIT auf meinem Tablet, mache Online-Yoga, höre Deutschlandfunk über mein Telefon. Es kommt nicht an, ob man das Telefon benutzt, sondern wozu!

Neben deinem Business hast du ebenfalls die Verantwortung als Mutter eines Teenagers inne. Was ist deiner Meinung nach die größere Herausforderung? Mutter zu sein oder ein Unternehmen zum Erfolg zu führen?

Die größte Herausforderung ist, beides gleichzeitig zu tun, man ist ja schon etwas hin- und hergerissen. Aber es ist möglich und ich könnte mir natürlich überhaupt nicht vorstellen, auf eines der beiden Dinge zu verzichten, eine Horrorvorstellung! Ich komme mit beiden Rollen gut klar. Lustigerweise finde ich es manchmal anstrengender und schwieriger, als Mutter das richtige zu tun, als als Unternehmerin. Als Unternehmerin habe ich eine Art schlafwandlerische Sicherheit, einen Instinkt, alles ist klarer zu analysieren. Als Mutter ist es manchmal komplizierter und nicht so leicht zu durchschauen, was jetzt das Beste für die Familie ist. Dazu kommt, dass meine Tochter seit zwei Jahren chronisch krank ist und ich kann ganz klar sagen, dass ein Unternehmen aufzubauen dagegen echt ein Kinderspiel ist.

Yoga hilft besonders bei Stress, wofür ja gerade Unternehmer sehr anfällig sind. Wie ist das bei dir? Bist du heute eine stress-resistente Unternehmerin?

Ich bin stress-resistent, nicht weil ich nicht anfällig für Stress wäre (ich bin durchaus der hyperaktive Stress-Typ), sondern weil ich durch Yoga super damit umgehen kann. Ich bleibe erstmal gelassen, rege mich nicht über Kleinigkeiten auf, bin freundlich (d.h. andere reagieren auch freundlich), kann mit Yoga meinen Nacken und meinen Geist jederzeit wieder in Form bringen.

www.yogaeasy.de

@yogaeasygermany

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