„Nur weil sich jemand in der Vorstandsetage einen Kapuzenpullover anzieht, heißt das noch lange nicht, dass er innovativ denken kann.“

Nina Gscheider, Gründerin von Segurio

Credit: Stefan Fuertbauer


Begonnen Nina Gscheider´s Werdegang mit einem Studium der Kunstgeschichte und Archäologie. Weiter weg von klassischem Business kann man sich nicht ausbilden lassen, sagt sie heute. Nach ihrem Studium hatte sie für den Münchner Kunstverein im Bereich Fundraising gearbeitet und war über ihren Partner in die Kunstversicherung gerutscht, wo ihr schnell gewisse Brancheninterna aufgefallen sind, die eine Neugründung gefordert hatten. „Versicherung muss nicht papierlastig oder kompliziert sein, es geht auch digital, schnell und einfach.“ Heute führt sie mit Segurio eine Versicherungsgesellschaft, die es Künstlern einfach und unkompliziert machen soll, ihr wertvollen Werke versichern zu lassen.

Liebe Nina, woher kamen deine Gründerambitionen?

In der Versicherungsbranche gibt es viele Abläufe und Konstrukte, die in den 80ger Jahren oder noch früher eingeführt wurden. Bis heute gelten diese als Standard. Wenn man, so wie ich damals, von außen auf die Branche blickt, werden solche veralteten Strukturen sehr deutlich sichtbar und eher hinterfragt.

Was macht euer Versicherungskonzept so innovativ, abgesehen von der Zielgruppe, den Künstlern, die ihr ansprecht?

Wir bieten eine 100% digitale Versicherungslösung. Ohne Anträge, Papier, Bindungsfristen oder komplizierter Vertragssprache. Jeder versteht sofort um was es geht, kann die Versicherung für seine Lieblingsteile einfach aktivieren oder wieder kündigen, wenn sie nicht mehr gebraucht wird. Neben Kunstwerken bieten wir Versicherung auch zum Beispiel für Musikinstrumente, Uhren, Schmuck und Handtaschen.

Von welcher Art von Kunst sprechen wir hier? Klassisch wie Ölgemälde und dergleichen und Skulpturen oder auch gehst du hier auch weiter?

Über Segurio kann jede Art der Kunst versichert werden. Klassische Malereien, aber auch Installationen, Fotografie, Editionen oder sogar Außenskulpturen.

Nun kann man sich ja heute Haus und Hof versichern lassen, manche „Überversichern“ sich sogar. Warum braucht es ein Produkt wir deines und wer ist dein Klientel?

Generell ist es für Kunden schwierig eine Übersicht des Marktes zu bekommen. Das Angebot ist scheinbar unendlich. Gleichzeitig knebeln viele Versicherer mit langen Bindungsfristen, bieten aber trotzdem nur ungefähr das Gleiche an, einen Standard, der oft nicht wirklich auf die Bedürfnisse des Kunden eingeht. Ein gutes Beispiel ist hier die Hausratsversicherung: Wieso sollte jemand mehr Gegenstände in seiner Wohnung haben, wenn er auf 100qm wohnt, als jemand, der auf 50qm wohnt? Wir alle sind individuell und passen vom Prinzip nicht in einen Standard.

Bei Seguiro kann jeder versichern, der seine besonderen Stücke perfekt geschützt haben möchte. In einer Hausrat sind oft Uhren und Schmuckstücke nicht ausreichend versichert, und sicher nicht außer Haus oder auf Reisen. Im Online-Konto können dann entweder einzelne Stücke jederzeit aus der Versicherung entfernt werden oder auch der ganze Vertrag zum Monatsende wieder storniert werden.

Man hört ja sehr oft von Fällen, bei denen Versicherungen abgeschlossen wurden und wenn sie dann in Anspruch genommen werden mussten, war das ein ewiger und komplizierter Kampf, die Entschädigung dann auch von der Versicherung ausgezahlt zu bekommen – gerade wenn es um sehr wertvolle und kostspielige Stücke geht. Wie ist das bei Segurio?

Das Versicherungsimage ist nicht zuletzt wegen solcher Schauergeschichten sehr schlecht. Wenn es sich um einen gedeckten Schaden handelt, dann wird die Versicherung auch den Schaden ausbezahlen. Keine Diskussion. Das Problem hier ist vielmehr die Tatsache, dass Standard- Versicherungsverträge unglaublich kompliziert aufgebaut sind. Daher glauben viele Kunden es wäre etwas versichert, aber irgendwo im Kleingedruckten ist es dann doch nicht versichert. Ein Kunde hat meist keine Chance zu verstehen, worum es geht. Hinzu kommt, dass Versicherungen große Konzerne sind, deren Mühlen sehr langsam mahlen und der Service am Kunden meist nicht oberste Priorität hat.

Bei Segurio bieten wir Verträge auf All-Gefahren Basis (All Risk). Somit ist alles versichert, was nicht explizit als nicht-versichert aufgeführt ist. Der Kunde sieht also gleich bei Abschluss des Vertrags einfach und schnell, was versichert ist und was nicht. Ein Ausschluss ist zum Beispiel Vorsatz. Im Schadenfall ist also sehr schnell klar, wann Versicherungsschutz besteht und der Schaden ausbezahlt werden kann.

Nun haben wir gelesen, dass du dein Konzept gerne als eine Versicherungsrevolution beschreibst. Was hat dich bisher gestört und was möchtest du konkret verändern?

Die Branche ist einfach veraltet. Am Ende ist die Versicherung ein Dienstleister. Oft merkt der Kunde aber nichts davon. Das ändert sich mit Segurio. Versicherung ist einfach, es gibt keinen Grund dies nicht direkt an den Kunden weiterzugeben. Bei Segurio haben Kunden alles selbst in der Hand.

Wir haben gelesen, dass du vorher keinerlei Erfahrung als Versicherungsbroker oder ähnliches hattest. Denkst du, dass du dadurch einen Vorteil mitgebracht hast, so ganz unvoreingenommen an die Sache ranzugehen?

Unbedingt – ein unvoreingenommener Blick von außen ist ganz wichtig. Allerdings bedarf es immer eines guten Teams. Ich bin sicherlich nicht der Kreuzritter, der alles selbst macht.

Wie hast du dir deine erforderliche Expertise angeeignet?

Am Ende lerne ich täglich Neues dazu. Für den Start haben wir ein erfahrenes Team zusammengebracht. Wie jeder, bin ich auf die Hilfe und Ratschläge anderer angewiesen und freue mich auch darüber. Dennoch ist es wichtig, dass man sich nicht von seinen Ideen abbringen lässt, man muss nur viele ins Boot holen, die den eigenen Enthusiasmus teilen.

Nun geht ja der Trend immer mehr zum Online-Business und auch dein Konzept steht ja auch sehr für Innovation angepasst auf das heutige Digitalzeitalter. Wie arbeitest du in deinem Unternehmen? Bist du z.B. remote aufgestellt oder wie führst du deine Mitarbeiter?

Wir arbeiten alle sehr viel von zu Hause, sehen uns aber regelmäßig. Schon vor Corona empfand ich es als sehr zeitgeistig, dass man nicht täglich in ein Büro kommen muss und lange Anfahrtswege hat.

Nun bist du selbst Gründerin und hast schon deine eigenen Erfahrungen machen können. Was fehlt dir bis dato bzw. ist in deinen Augen noch Ausbaufähig in der Gesellschaft für StartUps?

Oft fehlen mir echte Supporter in der glitzernden StartUp-Welt. Viel Lärm um nichts trifft es leider meist ganz gut. Nur weil sich jemand in der Vorstandsetage einen Kapuzenpullover anzieht, heißt das noch lange nicht, dass er innovativ denken kann.

www.segurio.com

@segurioinsurance

Photography: Stefan Fuertbauer

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