Peter Fehrentz, Interior Designer
Peter Fehrentz ist nicht nur leidenschaftlicher Interior Designer, sondern auch einer, der gerne vielseitig seine Fühler lach links und rechts ausstreckt. Peter verrät uns, dass man in solchen Fällen gerne generell den Ausdruck „Interdisziplinär“ verwendet, was zwar inhaltlich stimmt, jedoch empfindet er sein Tun auch gewissermaßen als „Monodisziplinär“, da es immer um die Gestaltung von Raum, Produkt im Raum und/oder oft im Weiteren um dessen Darstellung auf zweidimensionaler Ebene geht. Um seine kreative Ader inhaltlich füllen zu können, arbeitet er außerdem gleichermaßen in den Bereichen Fotografie/Film, Interior Design, Styling und Produktdesign. Die einzelnen Disziplinen fließen somit ineinander und werden zu „Tools“, die der gestalterischen Tätigkeit dienen.
Lieber Peter, warst du schon immer von Interior Design angezogen bzw. war das schon immer dein definitiver Traumberuf?
Tatsächlich war das räumliche und figürliche Gestalten schon in meiner Kindheit/Jugend sehr ausgeprägt. Nach dem Abitur wollte ich aber zunächst eine handwerkliche Ausbildung als Goldschmied machen. Nachdem es unmöglich war, eine Lehrstelle zu finden, habe ich zufällig vom Studiengang Metalldesign erfahren. Das habe ich dann in Hildesheim an der FH studiert. Danach wollte ich meine Arbeit auf das räumliche Gestalten ausweiten und habe hierfür die Gelegenheit in Hamburg, zunächst als Interior Stylist, bekommen.
Wir verstehen dich als einen sehr kreativen Menschen, der stilistisch genau weiß, was er will und damit auch sehr erfolgreich ist. Was verstehst du persönlich unter Stil? Hat man das einfach, oder kann man das lernen?
Ich denke, jeder Mensch hat in seiner „Grundausstattung“ gewisse Talente, in denen er besonders gut werden kann, sofern es gefördert wird und/oder man es selbst erkennt und entwickelt. Wenn man im Bereich seines Talents arbeiten kann ist das ein Geschenk und jedem zu wünschen. Den Begriff Stil würde ich gerne durch gestalterische Intuition ersetzen und das beantwortet auch die Frage, ob man Stil lernen kann: Meiner Meinung nach geht das nur zu einem geringen Prozentsatz, im Wesentlichen ist es das Talent, was ausschlaggebend ist. Beim rein erlernten kann man natürlich eine gewisse Qualität erreichen, um aber wirklich authentisch zu gestalten, bedarf es ganz sicher mehr.
Wie steigt man Newcomer am besten in die Branche ein? Gibt es etwas, das für dich besonders gut funktioniert hat?
Ich wollte damals, als ich von Hildesheim nach Hamburg gezogen bin, im Bereich Innenarchitektur/Bühnenbild/ Set-Design arbeiten. Auf der Suche nach einem Arbeitsplatz habe ich mich dann auch bei den Redaktionen von Wohnmagazinen in Hamburg vorgestellt und habe bei ´Schöner Wohnen´ das Angebot bekommen, ein Praktikum als Interior-Stylist zu machen. Das war zwar nicht das, wonach ich gesucht hatte, aber ich fand es spannend und es war, rückblickend betrachtet, genau der richtige Schritt. Alles Weitere hat sich dann im Laufe der Jahre ganz von alleine ergeben. Ich glaube, es ist wichtig, nicht starr an irgendwelchen Plänen festzuhalten, sondern sich auch in weiten Teilen vom Gefühl und Vertrauen tragen zu lassen: Man muss nicht immer gleich wissen, wohin die Reise geht.
Wir haben gelesen, dass du eigentlich immer an mehreren Projekten gleichzeitig arbeitest. Wo liegt hier dein Limit und wie stellst du sicher, dass du kreativ nicht irgendwann ausbrennst?
Als Freiberufler ist es eigentlich gar nicht anders möglich, als an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten, sonst wären die Lücken zwischen den einzelnen Jobs zu groß. Ich habe immer eine grobe Struktur vor Augen; was zu welcher Zeit erledigt sein muss um nicht unter zu großen Druck zu geraten, der dann am Ende nur kontraproduktiv ist. Durch dieses vielschichtige System ist es immer eine Mischung aus Arbeiten, die gemacht werden „müssen“ und Arbeiten, die gemacht werden „können“. Dadurch fährt man sich nicht zu sehr in einer Sache fest und alles kann sich gegenseitig befruchten. Für mich ist allerdings wichtig, in klar abgegrenzten Blöcken zu arbeiten, damit kein konfuses Klima entsteht. Werden Projekte sehr groß und komplex, greife ich auf ein gut funktionierendes Netzwerk zurück. Das Arbeiten im Team hat viele Vorzüge und ist für mich von Zeit zu Zeit ebenso wichtig, wie das ganz konzentrierte „alleine“ arbeiten.
Jeder Unternehmer, mit dem wir bislang sprechen konnten, hatte bisher eine mehr oder weniger tiefe Krise in seiner Laufbahn. Kannst du dich an solch eine Zeit erinnern?
Eine richtig tiefe Krise hatte ich in meiner Arbeit tatsächlich noch nie. Es gab allerdings eine sehr „spezielle“ Zeit während der Wirtschaftskrise um 2009, die auch meine Branche sehr getroffen hat. Zu diesem Zeitpunkt habe ich überwiegend redaktionell gearbeitet und es gab große Veränderungen in der Art, wie Content für Magazine erstellt wurde: Die Zeit der großen Studioproduktionen mit aufwändigem Set-Design schien vorbei zu sein. Obwohl die Auftragslage für mich immer noch sehr stabil war, habe ich aus dieser Stimmung heraus endlich die Zeit gefunden, mich um den Bereich Fotografie zu kümmern. Eine komplexe professionelle Ausrüstung hatte ich schon länger, nur eben nie die Zeit, mich diesem Interesse zu widmen. Das war ein entscheidender Wendepunkt in meiner Arbeit. Zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit, ganz autark Shootings umzusetzen ohne mich verabreden oder abstimmen zu müssen. Was aus reinem Interesse begann, ist dann sehr schnell auch wirtschaftlich erfolgreich geworden. Ich arbeite sehr oft direkt mit Firmen zusammen, die es sehr schätzen, Produktionen und sonstigen Input komplett aus einer Hand geliefert zu bekommen. Aber auch in der Zusammenarbeit mit Agenturen hat es sich sehr bewährt, schon frühzeitig als Gestalter in Prozesse einzusteigen, um dann für ein Shooting die perfekte Grundlage zu legen. Mir macht es besonders viel Spaß über lange Zeiträume sehr tief in Strukturen einzusteigen und gemeinsam mit allen Beteiligten an einem erfolgreichen und nachhaltigen Ergebnis zu feilen. Je komplexer, desto besser. Für einige Firmen mache ich neben der Fotografie und dem Styling auch Produkt- / und Möbeldesign und da schließt sich wieder der Kreis zu dem, was ich ursprünglich einmal studiert habe.
Peter Fehrentz
Peter Fehrentz
Welche Rolle spielt Social Media für dich in deinem Arbeitsalltag und wieviel Zeit investierst du hier?
Media ist auf jeden Fall gut geeignet um interessante kreative Menschen zum Austausch oder für eine Zusammenarbeit zu finden oder selbst gefunden zu werden, aber auch als Inspirationsquelle und Source für Produkte und Materialien. Man muss schon lernen, damit effektiv umzugehen und es ist zugegebenermaßen auch ein gefährlicher Zeitfresser. Das richtige Maß zu finden ist die Challenge und nicht ganz einfach.
Wie akquirierst du derzeit neue Projekte / neue Kunden? Pitchst du Projekte bzw. wann hast du zum letzten Mal gepitcht?
Neue Projekte und Kunden akquiriere ich eigentlich generell kaum. Glücklicherweise ergibt sich das eher von alleine und Kunden kommen und gehen in einem ausgewogenen Verhältnis. Tatsächlich bereite ich aktuell aber mit einer Kreativagentur eine Darstellung meiner Arbeit in allen Facetten vor. Auf Papier gedruckt, ganz analog. Das schien mir jetzt einfach mal an der Zeit und ich bin gespannt, was daraus entsteht. Auf jeden Fall ist es auch eine gute Übung, für sich selbst zu formulieren: Was kann ich und was möchte ich anbieten? Worin besteht die zentrale Aussage meiner Arbeit? Pitches lehne ich eigentlich grundsätzlich ab und ich werde, zum Glück, auch selten dazu aufgefordert. Ich finde, Auftraggeber sollten sich damit auseinandersetzen, was ein Dienstleister/Kreativer zu bieten hat und sich dann ganz konkret und aus gutem Grund für eine Zusammenarbeit entscheiden. Alles andere ist gestohlene Zeit.
Wann bist du das letzte Mal von deiner Berufung und Leidenschaft des Kreierens weg und hin zu etwas, das für dich total branchenfremd ist, du aber unbedingt schon einmal ausprobieren wolltest?
Ich habe vor circa zwei Jahren zusammen mit Xenia Rosengart (von minimarkt.com) die Firma nen-do.de ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ökozertifizierte Lehmfarben und Putze. Hier haben wir 14 Farbtöne, die Verpackungen und das Branding entwickelt. Das ist ein sehr spannendes Projekt mit vielen neuen Facetten, aber ich kann eben auch mein „gewohntes“ Tätigkeitsfeld einbringen. Sehr erfüllend!
www.peterfehrentz.de
@peterfehrentz
Inspired Magazine © 2023 All rights reserved.