„Frauen und Geld müssen dringend zueinander finden!“

Karolina Decker, Gründerin von finmarie


Seit über zehn Jahren ist Karolina Decker, die Gründerin von finmarie, in der Finanzbranche bereits tätig. Zunächst war sie als Managerin bei DnB NORD Polska in Warschau tätig und war für den Vertrieb von Immobilienfinanzierungen verantwortlich, hatte Personalverantwortung für 20 Mitarbeiter und verantwortete ein Finanzierungsvolumen von 250 Millionen Euro pro Jahr. Während ihrer späteren Tätigkeit bei der Deutschen Bank in Berlin im Bereich Compliance, bemerkte sie, dass weibliche Kundinnen andere Fragen stellen als Männer und auch eine andere Herangehensweise beim Vermögensaufbau haben. Also begann die Mutter von zwei Kindern im August 2017 mit einer Kollegin die regelmäßige Veranstaltungsreihe Mind the Gap-für Frauen zum Thema Finanzen zu organisieren, die mittlerweile bundesweit durchgeführt wird, das wiederkehrende Meetup- und Seminarformat zum Thema „Women & Wealth“. Die „Mind the Gap“-Community umfasst inzwischen mehr als 3000 Frauen und wächst kontinuierlich. Zu den Veranstaltungen kommen jeweils 30 bis 90 Teilnehmerinnen.


In vielen Gesprächen stellte sich heraus, dass es ein starkes Bedürfnis von Frauen gibt, sich mit ihrer finanziellen Unabhängigkeit und der Absicherung ihrer Kinder und Familien zu beschäftigen. So kam sie ziemlich schnell auf die Idee, finmarie zu gründen.

Karolina, wie funktioniert euer Konzept?

finmarie funktioniert wie eine persönliche Anlageberaterin und hilft Frauen dabei ihr Vermögen – je nach Lebenslage und Ziel – kurzfristig oder langfristig zu vermehren. Mit finmarie sollen Frauen – unabhängig von ihrem Alter, Lebens- und Berufssituation– lernen, selbstbewusst mit ihren Finanzen umzugehen, um die richtigen Entscheidungen für ihren Vermögensaufbau zu treffen. Frauen haben jederzeit einen optimalen Überblick über die persönliche finanzielle Situation sowie die zukünftigen finanziellen Möglichkeiten, und entscheiden immer selbst über alle Schritte ihres Vermögensaufbaus.


Bei finmarie wird die individuelle Lebenslage und die Bedürfnisse der Frauen berücksichtigt und daraus eine Art Anlagenportfolio entwickelt. Das finmarie-Team investiert, in Absprache mit den investierenden Frauen, in global diversifizierte, kosteneffiziente Exchange-traded funds (ETFs). Sie stellen am Markt aktuell die ideale Wertanlage mit einer sehr hohen Qualität bei gleichzeitig breiter Streuung, jedoch niedrigem Risiko, dar.

finmarie definiert mit einem Hybrid-Modell aus digitaler Finanzplattform und menschlicher Expertise das digitale Vermögensmanagement neu. Mit unserer Plattform können Frauen eine Übersicht über ihre gesamtes Vermögen erstellen. Eine Finanzexpertin steht zudem Frauen als Finanzcoach zur Verfügung.

Unser Ziel ist, die Geldanlage so verständlich, so rentabel und so sicher wie möglich zu machen und das alles online mit einem fairen und transparenten Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit finmarie werden wir Anlegerinnen einen leichten Einstieg in die individuelle Vermögensanlage ermöglichen.


Ihr arbeitet bewusst mit einem Team voller Frauen für das Wohl eurer weiblichen Kundinnen. Wieso ist es euch so wichtig, dass das ganze Konzept in weiblicher Hand bleibt?

Weil wir (Frauen) einen guten Job machen. Punkt. Frauen sollen definitiv gegen Klischees arbeiten. Die Gesellschaft muss das, was in der Psychologie als “unconscious bias” bekannt ist, überwinden. Das sind unbewusste Vorurteile und Stereotypen, die wir alle haben. Deswegen müssen wir mehr weibliche Vorbilder in StartupSzene präsentieren. Wir haben klare Ziele für Vielfalt und Inklusion in unser Team. Wir alle wissen, dass flexiblere Arbeitsmöglichkeiten ein Weg sind, wie wir am Arbeitsplatz helfen können. Dazu haben wir Frauen und Männer in unser Team, die bereits flexibel arbeiten. Ich habe selbst zwei kleine Kinder, daher verstehe ich die Herausforderungen, die sich bei der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung ergeben.

Die Angebote auf dem Markt gehen sehr auf Männer ein, wie Sprache, Design und die Zusammenstellung der Portfolios. Es ist wirklich ein Männermarkt und Frauen fühlen sich dort weder vertreten noch verstanden. Wir wollen das ändern. Frauen sollen merken, dass es wichtig ist, finanziell unabhängig zu sein. Deshalb bieten wir auch Finanz-Workshops als Weiterbildung für Ihre Mitarbeiterinnen und one-to-one Finanz-Coaching für Frauen an.


Wo denkst du, dass heutzutage die Schwierigkeit liegt, wenn Frauen über Investitionen nachdenken?

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Frauen, die klar und offen über Finanzen sprechen oder ihr Gehalt gut verhandeln, sind immer noch in der Minderheit. Viele sind unsicher oder haben den Umgang mit Geld lange Zeit ihren Männern überlassen, um erst im Fall einer Scheidung oder bei der Rente festzustellen, wie schlecht es für sie aussieht.


Ihr sprecht auch unter anderem Mütter an. Was macht gerade Mütter in diesem Feld so besonders hilfesuchend aus?

Kinder kosten Geld. Das ist ein offenes Geheimnis. Und die Kosten können sich schnell summieren. Zeit ist also ein wesentlicher Faktor. Sobald es an die Familienplanung geht, soll man mit der neuen Finanzplanung loslegen. Wenn Nachwuchs ansteht, ändern sich Ziele und Prioritäten ziemlich schnell. finmarie bietet Frauen die Möglichkeit, die Finanzplanung für deine junge Familie flexibel zu gestalten.


Ihr arbeitet mit einem Modell, wobei die Frauen ihr Geld in den Stock-Market investieren. Wie nehmt ihr euren Kundinnen die Angst vor Verlust ihrer ganzen Ersparnisse?

Unser Motto ist: „Vertrauen beginnt mit Verstehen“. Kongresse und Workshops bewusst zu machen und im Sinne der Gleichstellung und Unabhängigkeit von Frauen zu ändern, gehört mit zu unserer Mission. Wir bringen Frauen bei, dass Investieren etwas Gutes ist. Jede Frau muss lernen, mit ihren Finanzen zu haushalten und mutiger zu werden. Sie können durch uns lernen, wie man intelligent mit Geld umgeht. Statt Sparbuch sind Aktien und ETFs eine sinnvollere Alternative.


Sehr oft ist es der Fall, dass Frauen sich mit Geldfragen oder Investitionen gar nicht erst beschäftigen wollen und das gerne dem Partner überlassen oder das Thema ganz abhaken. Wie motiviert ihr Frauen genauer bei diesem Thema hinzuschauen?

In der Regel sind es immer noch überwiegend Frauen, die sich um die Kinder kümmern, zeitweise halbtags arbeiten oder später Eltern und Schwiegereltern pflegen. Wir analysieren zusammen ihre Situation in einem kostenlosen zweistündigen One-To-One Coaching und entwickeln gemeinsam Strategie-Depots. Dazu haben wir verschiedenste Modelle, die wir immer an den Bedarfen unserer Kundinnen ausrichten. Dazu gehört auch ein regelmäßiger Austausch und stetiger Dialog – wir sind also eher eine gut vernetzte Community, die sich gegenseitig unterstützt, als eine klassische Finanz-Plattform.


Glaubt ihr, das basiert auf dem fehlenden Vertrauen in die eigene Kompetenz oder vielleicht sogar in den Markt?

Hm.. beides. Eine klassische Vermögensberatung ist für viele Frauen, besonders für jene, die auf dem Finanzmarkt erst wenig bis gar keine Erfahrung gesammelt haben, häufig zu teuer und zu unsicher. Im Gegensatz zu klassischen Vermögensberatungen benötigt finmarie ein viel niedrigeres Mindestinvestment – selbst ist die Frau und auch selbst in der Frage wieviel sie investieren möchte. Vermögensverwalter tendieren außerdem nicht dazu, Frauen als eigenständige Kundengruppe wahrzunehmen. 50% Population nicht wahrzunehmen, ist das nicht extrem?


Bei keiner Bank in Deutschland gibt es spezifische Angebote nur für Frauen. Nur 2% der Bankberater behandeln und betreuen Frauen nach eigenen Angaben als eigene Gruppe mit spezifischem Interessen. Offenbar würden zudem viele Frauen ihren Berater gerne wechseln, weil sie sich nicht richtig verstanden fühlten.


Braucht es ein bestimmtes Mindestbudget, um eure Unterstützung annehmen zu können?

Wir haben keinen Minimum-Beitrag, Sinn macht eine Geldanlage schon ab rund 50 Euro pro Monat, die regelmäßig via Sparplan angelegt werden. Viele Frauen, die zu uns kommen, haben bereits eine feste Summe zurückgelegt – wir helfen ihnen bei der Entscheidungsfindung und setzen immer auf individuelle Lösungen. Unsere Kundinnen sind bislang Ü35 Frauen, die sehr digital unterwegs sind, und sich zunächst online und transparent informieren wollen. Dann nehmen sie in der Regel Kontakt auf und wollen einen Eindruck davon erhalten, wer hinter finmarie steckt. Diese Frauen kennen sich oft schon recht gut mit Aktien aus und wollen ihre Depots selbst verwalten. Wenn nicht, dann übernehmen wir das gerne für sie und der finmarie Platform hilft dabei.


Welche Tipps könnt ihr Frauen mitgeben, die sich erst in dieses Thema einfinden und noch sehr nervös und unsicher in Geldfragen sind?

Frauen und Geld müssen dringend zueinander finden! Denn persönliche Freiheit und finanzielle Freiheit sind eng miteinander verknüpft. In einer zunehmenden Single-Gesellschaft, in der Frauen überdies durch den Gender Pay und Pension Gap benachteiligt werden und sowieso auch länger leben, als Männer, schränken wir uns durch diese fehlgeleitete, weibliche Einstellung zu Geld selbst ein. Wir müssen mutiger werden. Mit Geld lässt sich nämlich sehr viel Gutes und Positives tun. Deine Kinder absichern zum Beispiel. Oder ein soziales Projekt unterstützen, das dir am Herzen liegt. Wir müssen Geldblockaden auflösen!


www.finmarie.de

@finmarie_com



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