„Muttersein ist wie Agilität, Open Space Technologie und Design Thinking in einem – alles Kriterien für Future Leadership.“

Eve Simon, Founder von Moms Who Lead

Credit: Eve Simon


Wir sehen jedoch noch eine andere Perspektive, die von der Motivation und Energie der Lebensphase, in der wir uns gerade befinden, getrieben ist. Eine jüngere Frau hat, wie auch ein Mann, den Ehrgeiz Dinge zu bewegen, nach vorne zu kommen und ihr ‚Mark‘ zusetzen. Eine Mutter dagegen richtet ihr Handeln nach dem Bedarf des Kindes und der Auswirkung des Umfeldes, in der es aufwachsen wird, aus. Diese mehr nachhaltige Denk- und Handlungsweise ist besonders wichtig in unserer heutigen Zeit. Allerdings sehen wir heute leider noch viel zu wenige Mütter in Top-Leadership Rollen. Diesem wichtigen Thema hat sich Eve Simon angenommen. Die Unternehmerin und Mutter, die sich selbst ein Leben auf zwei Kontinenten aufgebaut hat, möchte mit ihrer Moms Who Lead Initiative besonders Mütter in Leadership- Positionen hervorheben und ihnen die Stütze in der Wirtschaft geben, die sie verdienen – denn besonders dort werden Entscheidungen für die Zukunft getroffen.


Liebe Eve, was steht hinter Moms Lead und was ist euer Ziel?

Unsere Mission und Purpose ist zum einen Müttern Mut zu machen, diesen Weg zu gehen; zu verstehen, was sie wirklich wollen und einzufordern, was sie benötigen, um eine Vereinbarkeit von Mutterrolle und Karriere umzusetzen zu können. Zum Anderen möchten wir Diskussionen anregen, was im Unternehmen und Staat möglich ist und was geändert werden muss. Es gibt tolle Benchmarks, die jeden Entscheider dazu inspirieren können, momentane Regeln und Kulturen zu ändern. Last but not least werden wir Müttern durch Accelerator und Micro-Loans unterstützen, ihre eigenen Unternehmen zu gründen und aufzubauen. Das Mutterdasein ist wie ein Bootcamp in der neuen Form der Führung und hat viele Charakteristiken zum Thema Agilität und New Work. Warum halten wir dann top Talente aus der Arbeitswelt raus?

Das erste Moms Who Lead Summit wird noch im September Live gehen. Erzähle uns, was wir dort erwarten können.

Am 23. September gehen wir das erste Mal mit unserem Moms Who Lead Summit live. Dort werden mehr als 24 tolle Interviews gestreamt, die zeigen, wie man das Mutterdasein mit einer Karriere verbinden kann, und warum wir mehr Mütter in Entscheidungspositionen benötigen. Daneben werden Workshops rund um das Thema Leadership angeboten und es gibt viel Raum zum Netzwerken, Fragen stellen und zur Co-Kreation. Ein zwölf Stunden Feuerwerk zu einem Thema, was bisher nicht viel Aufmerksamkeit bekam, aber mehr denn je zu einem echten Gamechanger wird. Dieser Tag ist dazu gedacht, um Müttern als Business-Transformatoren eine Stimme zu geben. Das Teilen echter Erfahrungsberichte macht Mut und zeigt eine Vielzahl an Wegen auf, wie man Privates und berufliches vereinbaren kann. Aber er ist auch für alle Entscheider in Unternehmen gedacht – von HR zu Führungskräften –, die Talente suchen, neue Wege gehen möchten und nicht nur an kurzweiligem Gewinn, sondern besonders an langzeitigen Lösungen interessiert sind. Wir freuen uns aber natürlich auch über alle Väter, die offen dafür sind, ihren Beitrag zu leisten, damit Gleichberechtigung möglich wird.


Welche Erfahrungen hast du selbst als Mutter und Unternehmerin gemacht?

Mein ‚erstes‘ Leben habe ich in Werbeagenturen und als Führungskraft in der Telekommunikation verbracht. Schon dort haben mich besonders drei Dinge beschäftigt: Menschen, Kultur und Innovation. 2005 habe ich mich dann mit dem Thema ‚Conscious Business‘ selbstständig gemacht und bin nach San Francisco ausgewandert. Dort habe ich Start-ups beraten und Führungskräfte darin gecoacht, wie man Unternehmen nachhaltig, agil und menschenorientiert aufbaut und seinen Einfluss zum Wohle der Gesellschaft ausrichtet. In 2012, kurz vor meinem 42. Geburtstag, hatte ich dann das Glück Mutter zu werden ,was meiner Arbeit nochmals eine neue Richtung und Intensität gegeben hat. Wer mehr dazu erfahren möchte, kann dies unter www.purpose-book.com in unserem Bestseller lesen, den ich mit einigen Co-Autoren veröffentlicht habe.


Nach den Initiativen „Ladies Lead“, „Future of Leadership Salon“ und nun „Moms Lead“, woher kommt die brennende Ambition für Mütter in Verbindung mit dem Thema Business?

Viele sehen Unternehmen als teuflisch an. Ich hingegen sehe Businesses als starken Treiber unserer Gesellschaft. Hier haben wir die Möglichkeit, Dinge zu verbessern und Probleme zu lösen, die wir alleine nicht angehen können. Das Thema Leadership ist Kern des Ganzen und wenn wir nicht die richtigen Gespräche führen, werden wir auch nichts verändern. Alle reden immer noch über Digitalisierung, dabei ist dies doch heute Standard – inklusive Frauen in Tech –, da sowieso heute fast alles Tech ist, egal in welcher Branche, wenn man es richtig macht. Stattdessen sollten wir mal wieder über Menschlichkeit und Gesundheit reden – für uns, den Planeten und auch die zukünftigen Generationen. Und wer sind hier die Experten? Mütter! Aber die finden sich leider nicht an den wichtigen Stellen. Ich habe schon über das Leadership Bootcamp Mutter und auch über unser Mindset, das das Wohle nächster Generationen ins Zentrum des Handelns rückt, gesprochen. Es gibt genug Studien, die zeigen, dass Mütter durch ihren Fokus, ihre Empathie, und dem Willen zu lernen Top- Führungskräfte darstellen. Das Thema ‚Fehlende Mütter in Führungspositionen‘ ist ein systemisches und kulturelles Thema, das, wenn wir es gut lösen, nicht nur Mütter und ihre nachhaltige wichtige Betrachtungsweise in Businesslösungen bringt, sondern auch ein gesundes System schafft, was allen zugutekommt. Wer sagt denn, dass wir 24/7 erreichbar sein müssen? Dass Arbeitserfolg in Zeit gemessen wird? Dass nur ein Ego zur Spitze führt? Oder dass Kinder besser von Kitas & Co erzogen werden (anstatt von ihren Vätern)? Statt Smart Cities aus der Perspektive zu entwickeln, welche technischen Lösungen wir haben, sollte man sich einmal die Frage stellen, wie Kinder eine Stadt von morgen konstruieren würden. Dabei würden wir schnell erkennen, dass dies allen zugutekommen würde.


Eve Simon

Du bist selbst Mutter einer bezaubernden Tochter, Unternehmerin und lebst dazu auch noch abwechselnd in San Francisco und Düsseldorf. Wie lässt sich ein Leben auf zwei Kontinenten mit einem schulpflichtigen Kind und Business bewerkstelligen?

Als ich damals schwanger wurde, lebte ich bereits in Vollzeit in San Francisco. Dort habe ich besonders gelernt, die Stürme der Veränderung zu surfen. Ob es ein dot-com-Crash war oder eine gesundheitliche Krise – Mein Tun und Sein ‚neu zu definieren‘, resistent mit den Hürden umzugehen und mein Business agil und innovative anzupassen, war damals schon Standard. Und das sehe ich heute auch als Mutter. Immer wenn ich denke, jetzt haben wir unsere gute Routine im Griff, kommt die nächste Phase und wir passen unser Leben entsprechend an. Als Zoe geboren wurde, begann unser Leben auf zwei Kontinenten, sodass sie mit beiden Kulturen und Familien aufwachsen konnte. In den Kindergartenzeiten war das einfach, heute in der Schule ist das schon eingeschränkter. Allerdings, mit COVID war sowieso nichts mehr wie geplant. Und nach der ersten Hürde (der Trennung wie zu Berliner Mauer-Zeiten von der Familie), haben wir auch das gemeistert. Unser Leben ist nicht für jeden – für uns jedoch passt es perfekt. Die Kleine wächst mit einem großen Paket an Anpassungsfähigkeit auf, hat Freunde in beiden Kulturen und ist natürlich zweisprachig. Meinen Kunden kommt zugute, dass ich einen weiteren, kreativeren und systemischeren Blick habe, da ich mich nicht nur in einer Blase befinde. Man fragt mich natürlich oft, ob dieses Leben nicht anstrengend ist. Das Leben nicht, allerdings die Fragen, die in der Regel aus Deutschland und nicht aus Kalifornien kommen. Dort herrscht eher ein ‚all is possible‘-Mindset.


Als Consultant und Coach unterstützt du Start-ups und Fortune 500 in Sachen Leadership und Business Development. Was fällt dir immer wieder auf, wo sich Mütter schwertun?

Zum einen verkaufen sich Mütter ganz klar unter Wert. Mütter sind eine echte Erfolgsressource zum Unternehmenserfolg, und auch zum guten Teamspirit. Sie setzen ihre Priorität klar auf die Kinder (was toll ist), lehnen dabei jedoch gleich Jobs ab, bei denen sie denken, dass diese nicht vereinbar sind. Stattdessen würde ich empfehlen, dass sie mehr einfordern sollten – vom Partner, vom Vorgesetzten und vom Unternehmen. Die Skandinavier machen es uns vor. Es gibt heute so tolle Modelle, aber leider können wir nicht erwarten, dass diese zu uns kommen. Wir müssen sie entwickeln und einbringen. Unser Summit ist dafür eine lebendige Erfahrungsquelle an Möglichkeiten. Wenn man weiß, was man will und wofür man steht, ist alles möglich. Das zeigen auch die Teilnehmer unseres INNER COMPASS Programms.


Für das kommende Moms Lead Summit hattest du das Vergnügen mit vielen Müttern, u.a. aus hochrangigen Positionen zu sprechen. Wie war es für dich persönlich, so viele Behind the Scenes Stories, so viele vielleicht auch verwundbare Momente, zu hören? Gab es vielleicht einen roten Faden, der sich durch alle Interviews zieht?

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Wenn ich daran denke , bekomme ich gleich einen Kloß in den Hals und mein Herz hüpft vor Dankbarkeit. Es ist eine große Ehre, dass so viele Frauen zugesagt und transparent, authentisch und ehrlich ihre Geschichte erzählt haben. Von SAP, Amazon, Microsoft, Vodafone, Intel, VDI bis zu Start-ups, Non-Profits und Autoren. Mütter von Kleinkindern bis ‚Omas‘ aus Europa, den USA, Südamerika, Indien, Afrika und Australien. Jede Geschichte ist einzigartig. Jede Frau ist eine Leaderin in Life und Business. Was uns alle verbunden hat? Der intrinsische Treiber, einen neuen, besseren Weg für unsere Kinder und Kindeskinder zu kreieren. Die Liebe und Respekt zum Leben und dem Erhalt des Lebens in allen Formen, war der rote Faden. Ein glühender Faden, bei dem ich mir wünsche, ihn auch in Unternehmen zu sehen. Wir reden immer über ‚Performance‘ – warum aber nicht über Lebendigkeit?


Was macht Mütter besonders geeignet für Leadership Positionen?

Folgt man Studien, sagen diese: 89 Prozent finden, dass Mütter das Beste in Menschen zum Vorschein bringen. Sie sind 51 Prozent ruhiger und besonnener in Krisen und 65 Prozent sind bessere Zuhörer, als Frauen ohne Kinder oder Männer. Das Muttersein fordert uns ständig dazu auf, sich auf neue Dinge einzustellen, in Kollaboration erfolgreich zu sein und das System besser zu verstehen. Muttersein ist wie Agilität, Open Space Technologie und Design Thinking in einem – alles Kriterien für Future Leadership. Sie sind in kurzer Zeit effektiv, können sich auf das Wesentliche fokussieren, halten die Bälle auch im Chaos oben und geben Richtung. Aber um es wirklich zusammenzufassen: Mothers CARE. Es geht am Ende nie um sie selbst, sondern erst um Andere (manchmal zu extrem, sicher). Sie suchen eine gesunde Lösung für alle. Und das ist ein wichtiger Bestandteil, der in keiner Diskussion fehlen darf.


Direkt gefragt: Darüber zu sprechen ist das Eine. Was muss aber in der Praxis passieren, dass es einen Umschwung in diesem Bereich gibt? Und wie positioniert sich hier Moms Lead?

Wir bieten mit unserem Summit, unserem Signature Programm ‚Inner Compass‘ und der Membership Community Inspiration, Austausch und Richtung. We are not alone in this. Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen und so benötigt es auch ein Dorf, um das System zu verändern. Es sind Jahre an Sozialisation vergangen, die uns an diese Stelle gebracht haben, nun müssen wir Gas geben, um uns als Gesellschaft wieder in eine gesunde Balance zubringen und gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu schaffen. Mütter brauchen mehr Präsenz! Für ihre unglaublich wichtige Aufgabe, zu Hause eine neue Generation bewusst zu erziehen und ihre nachhaltige Stimme und intrinsische Motivation im Business – und das auf einem neuen Weg. Nicht durch Awards, wie es in der männlichen Welt existiert, wo jeder laut schreit, wie toll er ist, sondern als starkes Rollenbild mit einer starken Stimme, die von Herzen spricht. Statt Transaktion brauchen wir Transformation. Friedlich und besonnen mit der richtigen Motivation. Es geht nicht um Fingerzeigen, Ärger oder Missgunst, sondern darum, alle an einen Tisch zu bringen, um gemeinsam Lösungen für eine gesunde Zukunft zu kreieren. Mit der Energie der ‚Youngsters‘, die nach vorne strebt, mit der Fürsorge der ‚Eltern‘ und der Weisheit der ‚Elder‘. Nur auf den Drive der Youngsters zu setzen wäre fatal.


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