Katharina Bickel, Gründerin von Catlabs
Sie ist des Deutschen liebstes Haustier: die Katze. Fast 14 Millionen Haustierbesitzer haben sich für einen oder mehrere Stubentiger als treue Lebensbegleiter entschieden. Mit dieser hohen Quote eröffnet sich auch ein Markt für Unternehmen, der das Zusammenleben von Katze und Mensch nicht nur vereinfacht, sondern auch optisch upgraden lässt. Katharina Bickel, die Gründerin von Catlabs, hat mit ihrem Konzept eine Nische für sich entdeckt, die mit Premium Kratzbäumen, Katzen und Menschen zugleich ein besseres und stilsicheres Zusammenleben ermöglicht.
Katharina, was hast du vor deiner Selbstständigkeit mit Catlabs gemacht?
Bevor ich Catlabs gegründet habe war ich 13 Jahre in internationalen Werbeagenturen und Konzernen tätig. Zu Beginn meiner Karriere war ich dazu 5 Jahre in New York und Chicago und habe dort für bekannte Brands digitales Marketing und Projektmanagement gemacht. Danach habe ich in Deutschland in verschiedenen Positionen Konzerne wie Scout24, Amazon und BMW/MINI als Experte für Onlinemarketing, E-Commerce und Vertrieb unterstützt.
Du hast einige Jahre in New York gelebt und hast dich nach langer Krankheit dort nicht nur entschieden wieder nach Deutschland zurückzugehen, sondern nach einigen Stationen in Unternehmen auch deinen Unternehmergeist geweckt. Erzähle uns doch bitte, wie sich das für dich alles gefügt hat und was dir diese Zeit gelehrt hat bzgl. wie du jetzt deine Prioritäten setzt.
Durch meine Krankheit durfte ich schon sehr früh im Leben lernen, wie kostbar unsere Lebenszeit wirklich ist. Ich hatte im wahrsten Sinne des Wortes mit 32 ein zweites Leben geschenkt bekommen. Allerdings darf man sich das nicht vorstellen, wie ein Schalter, der umgelegt wird und plötzlich ist man anders. Tatsächlich nimmt man all seine Erfahrungen, Ängste und Glaubenssätze in das neue Leben mit. Mein Körper hatte mir allerdings sehr deutlich gezeigt, dass ich mein Leben ändern darf, um gesund und glücklich zu sein.
Ich machte mich also auf die Suche meine Intuition wiederzuentdecken, um meine eigene authentische Lebensvision zu finden. Dafür begab ich mich durch Coaching, Seminare, Bücher, Podcasts, Meditation, Journaling etc. auf die Reise nach innen. Vor allem verließ ich immer wieder meine damalige Komfortzone, um herauszufinden welche Richtung sich gut anfühlt. Nachdem ich das wusste, kam eine viel schwierige Aufgabe: das Vertrauen. Ich spürte, wo das Leben mit mir hinwollte, aber wirklich zu springen erforderte viel Mut und das Vertrauen, dass das Leben es gut mit mir meint und ich alles schaffen kann. Zu dem Zeitpunkt gab ich mir selbst das Versprechen meine Lebenszeit nur noch mit Dingen zu füllen, die mir Freude machen, oder mich wachsen lassen. Daran messe ich heute täglich meine Lebenszeit und so setze ich auch meine Prioritäten.
Wie kam es zu dieser etwas anderen Businessidee mit Catlabs?
Ich habe meine Katze Holly vor fast 9 Jahren als Baby im Tierheim in Chicago adoptiert. Als wir ca. ein Jahr später wieder nach Deutschland zogen und ich hier unsere Wohnung komplett neu einrichtete, fiel mir auf, dass meine Vision von „Schöner Wohnen“ nur schwer kompatibel war mit den Bedürfnissen meiner Katze. Konventionelle Kratzbäume, Katzenklos und Spielsachen lassen sich kaum ästhetisch mit modernem und hochwertigem Interior kombinieren. Sie sind zudem oft von minderer Qualität in Fernost hergestellt und nicht selten schadstoffbelastet. Das meiste Heimtierzubehör ist leider konzipiert, um den ständigen Zyklus des Kaufens-und-Wegwerfens zu nähren. Das alles wollte ich für unsere Wohnung nicht und fing an eigene ästhetische und nachhaltige Lösungen zu kreieren und mit befreundeten Handwerkern umzusetzen.
Wie durchgedacht war diese Businessidee in den Anfängen? War sie schon als solche zu sehen?
Ich erkannte damals relativ schnell, dass ein Nischenmarkt für Premium Katzenzubehör besteht. Die grundsätzliche Idee war also geboren. Eine ganze Zeit dachte ich darüber aber im bekannten „Man müsste mal“-Modus nach. Es dauerte noch einige Zeit, bis ich meinen Unternehmergeist stark genug spürte, um aus der Idee ein Business zu entwickeln. Meine Erfahrung aus vielen Jahren in großen Unternehmen kam mir dabei zugute die Idee zu bewerten, strategisch und strukturell zu durchdenken und in einen Businessplan zu gießen. Danach wurde es schnell konkret – ich hatte Feuer gefangen und war nicht mehr aufzuhalten. Die Idee wollte förmlich aus mir heraus.
In Retrospektive hätte mir ein kleiner „Stups“ vielleicht schon früher gutgetan. Ich stand damals ein wenig wie der „Ochs vorm Berge“ und wusste nicht recht wie ich anfangen und einen Schritt vor den andren setzen sollte. Mit hätte damals der regelmäßige Kontakt zu einer erfahrenen Gründerin sehr geholfen. Aus diesem Grund biete ich heute Coaching für gründungswillige Frauen an.
Eure Produkte sind „Made in Germany“. Warum war es euch so wichtig, dass die Produktion in Deutschland bleibt?
“Be the change you want so see in the world”. Dieses Zitat von Mahatma Gandhi spricht mir sehr aus der Seele und ist heute eine Art Lebensmotto. Für mich bedeutet es aktiv zu werden und etwas zu ändern, anstatt sich über die Situation zu beklagen. Mit Catlabs habe ich die Chance ein Unternehmen zu kreieren, dass die Werte transportiert, die mir selber wichtig sind. Cleveres und ästhetisches Design, natürliche Materialien, Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Fairness durch ethische korrekte Fertigung stehen dabei ganz oben auf meiner Liste. Daher sind alle Produkte von Catlabs „Made in Germany“ oder „Fair Trade“ Importe. Zudem verwenden wir vorwiegend schadstofffreie Rohstoffe aus kontrolliertem Anbau. Bei der Produktentwicklung eines komplexen Produkts ist die räumliche Nähe zum Produzenten darüber hinaus natürlich auch ein Vorteil.
Dein Produkt ist ein nischenträchtiges und mit über 700 € auch hochpreisig angesetzt. Wie waren deine Anfänge bzgl. der Kundengewinnung? War es für dich ein einfaches Spiel Käufer zu gewinnen?
Die Produkte von Catlabs sind eine echte Alternative für Katzenhalter, die Wert auf bewussten und verantwortungsvollen Konsum legen. Diesem Markt wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Tatsächlich wächst er aber ständig. Die Katze ist, mit fast 14 Millionen Tieren, das beliebteste Haustier Deutschlands und die Haltung wächst rasant – seit dem Jahr 2000 tatsächlich um über 100%.
Bei allem Optimismus durfte ich nach dem Launch-Momentum allerdings auch feststellen, dass der Markt nicht auf meine Produkte gewartet hat. Ich habe bzgl. Marketing, Sichtbarkeit und Vertrieb viel ausprobiert und meine Strategie ständig verändert und weiterentwickelt. Besonders in der Anfangsphase gilt es den Mut nicht zu verlieren und flexibel zu bleiben. Wenn ein Weg nicht funktioniert, sollte man einen anderen auszuprobieren, ohne immer gleich grundsätzlich alles anzuzweifeln. Der Austausch mit anderen offenen Gründern hilft in dieser Phase sehr. Bis auf wenige Ausnahmen kennt das wirklich jeder.
Was hast du konkret getan um am Markt gesehen und wahrgenommen zu werden?
Das Thema Katzen ist natürlich prädestiniert für das Internet. Hier bespiele ich neben meinem Onlineshop und dem Verkauf auf Marktplätzen alle üblichen Kanäle. Vor allem die Zusammenarbeit mit engagierten Micro-Influencern hat meiner Brand dabei zu vermehrter Sichtbarkeit verholfen. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass viele Kunden sich sehr für das Startup und die Gründerin interessieren. Sie fiebern am Smartphone mit und erleben in Insta-Stories was es bedeutet Unternehmerin zu sein. Anfangs ist mir es mir noch schwerer gefallen mich dort zu zeigen. Heute teile ich das gerne mit der Community. Als meine Brand in der Nische etwas bekannter war, konnte ich dann erste Kooperationen mit größeren Brands initiieren, die ebenfalls dazu beigetragen haben mehr Sichtbarkeit für Catlabs im Gesamtmarkt zu erlangen.
Catlabs ist dein erstes gegründetes Unternehmen. In welchen Punkten kam bei dir ein großes Aufwachen und was hast du dir anders vorgestellt?
Ich bin an der Herausforderung Unternehmertum in sehr kurzer Zeit als Person unheimlich stark gewachsen. Anfangs hatte ich es mir etwas mehr wie einen besonders selbstbestimmten Job vorgestellt. Dadurch, dass ich Solopreneur bin (und auch so lange das möglich ist, bleiben möchte) ist mein Unternehmen allerdings zu 100 % Ich. Ich habe die Freiheit alles zu tun und zu entscheiden, trage dafür aber auch die volle Verantwortung. Durch Catlabs habe ich mehr Selbstbewusstsein entwickelt – dadurch, dass ich alles selbst mache, ist mir klar geworden, was ich kann und wie schnell ich neue Dinge lerne. Ich habe aber auch festgestellt, wo meine Grenzen sind und, dass ich mir Hilfe holen darf. Am Anfang hatte ich den Anspruch das Rad ganz alleine neu zu erfinden. Mein Weg zum erfolgreichen Unternehmen hat mich so aber viel zusätzliche Kraft, Zeit und Investitionen gekostet. Heute habe ich einen Coach, mit dem ich regelmäßig wichtige Dinge bespreche – etwas was ich rückblickend von Anfang an gebraucht hätte.
Um es anderen Frauen mit einer Businessidee von Anfang an leichter zu machen, habe ich daher für angehende Unternehmerinnen und Selbständige ein Schritt-für-Schritt Coaching Programm entwickelt. Ich teile mein Gründerwissen und weise ihnen einen effizienten Weg ins Unternehmertum. So kann jede Frau strukturiert und strategisch die Grundlagen schaffen ihre Idee erfolgreich auf den Markt zu bringen.
Katzen gelten als sehr eigen und selbstbestimmt. Wieviel Psychologie steckt hinter so einem Produkt? Woher weißt du, was Katzen wollen/brauchen?
Design und Tiere sind zwei meiner großen Leidenschaften. Design habe ich studiert. Die Bedürfnisse von Tieren zu erspüren, war für mich immer schon eine natürliche Gabe. In der Research-Phase meines Unternehmens habe ich mich allerdings noch viel gezielter mit den Bedürfnissen von Hauskatzen beschäftigt, besonders rund um Lieblingsbeschäftigung vieler Katzen: das Kratzen. Alle Erkenntnisse sind in das Design des Kratzmöbels Battlecat geflossen. Battlecat lässt sich daher sehr flexibel nah am Sofa dekorieren. Vielen Katzenhaltern ist unerwünschtes Kratzverhalten an Polstermöbeln ein Graus. Katzen lieben es so sehr, weil das Sofa genau dort positioniert ist, wo sie gerne kratzen – im lebhaften Mittelpunkt der Wohnung, wo sie gesehen werden. Außerdem riecht es nach ihrem Lieblingsmenschen. Eines ihrer Ziele ist es durch das Kratzen ihren Geruch mit dem menschlichen Geruch zu vermischen. Katzen bevorzugen zudem Kratzmöglichkeiten, die besonders strapazierfähig und standfest sind, was durch die solide und massive Bauweise beim Kratzmöbel Battlecat ebenfalls der Fall ist. Die häufigsten Gründe warum viele Katzen den extra angeschafften konventionellen Kratzbaum meiden, liegt an der ungünstigen Platzierung durch den Halter in einer unscheinbaren Ecke und daran, dass er wackelig ist.
Du bietest außerdem ein Kratz-Coaching an. Wie leicht trainierbar sind Katzen wirklich?
Das Coaching richtet sich in der Tat an die Halter, nicht an die Katzen, haha! Anders als Hunde haben Katzen nicht den Eindruck, von uns Menschen abhängig zu sein. Sie sehen nicht zu uns auf und warten darauf, dass wir für sie entscheiden, so wie es beim Leitwolf/Leitmensch der Fall ist. Katzen sind in der Lage ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und tun das auch – ein Aspekt, der sie so faszinierend macht. Allerdings erschwert es das Training. Mit Belohnungen und sogenanntem Clicker-Training kann man einer Katze zwar einige Tricks beibringen, aber ungewünschtes Verhalten im Haus lässt sich so leider nicht adressieren. Schimpfen oder Wegtragen hat bei Katzen auch keinerlei Zweck. Für sie ist das keine Bestrafung, sondern eine willkommene Aufmerksamkeit, die dazu führt, dass sie das Verhalten möglichst oft wiederholen. Mit einigen Anpassungen im Lebensraum kann man jedoch ungewünschtes Verhalten unbequem machen und das gewünschte umso angenehmer. Neben jedem „Nein“ sollte also ein attraktives „Ja“ stehen, damit die Katze trotzdem ihren Urtrieben nachgehen kann und psychisch ausgeglichen bleibt. So kann wieder mehr Harmonie im Katzenhaushalt einziehen – eines der wichtigsten Ziele von Catlabs.
Du bist außerdem auch als Coach für Unternehmerinnen tätig. Als jemand, der selbst mit einer sehr innovativen und unüblichen Businessidee an den Start gegangen ist. Wie sehr spielt es für dich eine Rolle, deinen Klienten zu zeigen, auch anders zu denken und weg vom Mainstream zu handeln?
Mit meiner Arbeit als Gründungs-Coach habe ich mich auf Frauen spezialisiert. Eine Gründung ist für jedes Geschlecht ein ambitioniertes Projekt, aber für Frauen liegen die Komplexitäten oft in anderen Bereichen. Neben den fachlichen und operativen Herausforderungen neigen vor allem Frauen dazu mit Entscheidungen zu zögern und alles perfekt machen zu wollen. Sie trauen sich oft weniger zu als sie eigentlich können. Für einen erfolgreichen Gründungsprozess brauchen Frauen daher besondere Unterstützung in ihre Kraft zu kommen, mutig zu sein und auf ihre Fähigkeiten und ihre Intuition zu vertrauen. Ich rate daher vor allem Frauen im Gründungsprozess nicht zu sehr nach links und rechts zu schauen und nicht ständig zu vergleichen wie und was andere Startups oder Wettbewerber machen. Das hemmt den eigenen Innovationsprozess und verunsichert in den meisten Fällen nur. Ich habe im Prozess auf mein Bauchgefühl gehört und gehe meinen eigenen Weg. Nur so konnte ich unverwechselbare innovative Produkte kreieren.
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Photography: Katharina Bickel
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