Maike Palm und Dunja Kremkus,
Gründer von beeGoodies by hellogreen
Lustigerweise haben sich Maike und Dunja, die Gründerinnen von hellogreen, über ihre Ehemänner kennengelernt, die ebenfalls ein Geschäft zusammen führen. Ursprünglich war dabei der Plan, dass die Ehefrauen ggf. im Büro mitarbeiten und sich verstehen würden. Zu einer gemeinsamen Arbeit bei den Männern kam es dann nicht, aber die beiden Frauen haben sich von Anfang an so gut verstanden, dass eine Freundschaft daraus wurde. Oft haben die beiden in den folgenden Jahren über ein gemeinsames Business gesprochen, diverse Ideen wurden gewälzt, überdacht und in Gedanken durchgespielt. Bis Maike irgendwann im Frühjahr 2014 mit der Smoothie-Idee „um die Ecke kam“, der Rest ist Geschichte. Im Interview haben wir mehr über die Gründungsgeschichte und die Mission dahinter erfahren.
War das Smoothie-Konzept gleich ein No-Brainer für euch beide oder musste einer von euch mehr überzeugt werden?
Dunja fand die Idee gleich super, Maike musste von ihrer eigenen Idee überzeugt werden. Dann hatten wir ein Produkt, für das wir brennen konnten und hinter dem wir standen: Vornehmlich grüne gesunde Salat-Smoothies im Lieferservice. Wie anstrengend, zeitraubend und im Rückblick wenig lukrativ das Unternehmen werden sollte, haben wir damals verdrängt bzw. nicht überblickt.
Wie war euer Set-Up zu Beginn? Seid ihr in Vollzeit gestartet und wie betreibt ihr euer Business heute?
Maike hat parallel noch als Grafik-Designerin gearbeitet und ich war als Mutter zu Hause. Da wir es aus eigenen Kräften, also ohne Fremdkapital, angehen wollten, musste ja irgendwie parallel das Leben finanziert werden. Wir wollten langsam wachsen, aber natürlich immer mit dem Ziel, davon auch leben zu können. Oft haben wir darüber gesprochen, dass unsere Firma nicht genügend „abwirft“ und haben nach Optimierungen gesucht.
Ihr habt euer Smoothie-Portfolio ja auch mit den BeeGoodies Frischhalte-Wraps erweitert. Wie kam es zu diesem kompletten Umschwung ein komplett fremdes Produkt mit aufzunehmen?
Aus dem Abo-Lieferservice der Smoothies wurde bald ein Messelieferant für Kunden-Catering mit den gesunden Trinksalaten und es kam immer mal ein großer Auftrag, der uns wieder Auftrieb und Motivation verlieh. Dann hatte Maike aber wieder mal eine Idee! „Was hältst Du von Bienenwachstüchern? Die werden hier in Deutschland aus Übersee eingeflogen! Können wir das nicht auch als Produzent in Deutschland?“ Ehrlich gesagt, war das nicht die erste neue Idee, die Maike aus einem Urlaub mitbrachte und über die wir nachgedacht haben, aber bei diesem Produkt war ich gleich „Feuer und Flamme“.
Das Smoothie-Business war rückblickend betrachtet mehr ein Hobby, denn damit haben wir eigentlich nichts verdient. Es musste ein weiteres Produkt her, das vorerst parallel lief. Schon die hellogreen Smoothies bestanden aus rein natürlichen Zutaten. Weil wir uns bei der Produktion nicht nur ständig mit Natur-Inhaltsstoffen, sondern auch mit dem Thema nachhaltige Verpackung auseinandergesetzt haben, war für uns schon immer klar: Plastik geht gar nicht! Wir wollten beim Frischhalten von Lebensmitteln in der Produktion und natürlich auch zuhause unbedingt auf Plastikfolie verzichten. So kam uns die Idee, selbst ein Bienenwachstuch zu entwickeln: Baumwolltücher beschichtet mit bestem Bienenwachs und Made in Germany.
Wir sind mit 500g Bienenwachs gestartet und haben die beste Mischung für die Beschichtung der im Stoffladen gekauften oder bei uns noch vorhandenen Stofftücher ausgetüftelt. Die haben wir quasi „ohne Verpackung“ oder Namen (ich glaube es war eine selbstgebastelte Banderole) zu Weihnachten an unsere Freunde verschenkt – mühsam beschichtet im Backofen, alles klebte und die Küche brauchte hinterher eine Vollreinigung. Unsere Bekannten waren so sehr von dem Produkt begeistert, dass sie mehr davon wollten bzw. selbst diese Tücher unbedingt verschenken wollten. Dann haben wir mehr davon gemacht, in größeren Chargen die Rohstoffe eingekauft, unseren Namen gefunden und die ersten Flyer gedruckt. Lange lief das beeGoodies-Geschäft dann parallel zu den Smoothies, bis wir gemerkt haben, dass wir nicht mehr beiden parallel „wuppen“ und die beeGoodies mehr und mehr liefen und nachgefragt wurden.
Wer sind eure Kunden und wie akquiriert ihr diese? Was sind die Marketingtools, die bei euch am besten laufen?
Mittlerweile beliefern wir über 400 Einzelhändler in Deutschland und im deutschsprachigen Europa sowie in den Niederlanden. Unsere erste Kundin hat uns auf einem Markt im Hamburger Umland entdeckt, auf dem wir noch mit beiden Produkten vertreten waren – den Smoothies und den beeGoodies. Noch heute ist sie Stammbestellerin für ihren kleinen Teeladen.
Ansonsten sind wir viel in kleinen inhabergeführten Läden präsent. ConceptStores, Buchhandlungen, Küchenläden, kleine Geschenkboutiquen – es ist alles dabei. Viel Neukundenakquise lief über Mund-zu-Mund-Propaganda, aber auch die regelmäßigen B2B-Ordermessen in Hamburg, München und Frankfurt haben unseren Kundenstamm erweitert. Außerdem haben wir einen eigenen kleinen Online-Shop für den Endverbraucher.
Arbeitet ihr heute im Team oder macht ihr alles noch als Two-Women-Show? Was war die erste Aufgabe die ihr outgesourct habt?
Seit Mai 2019 sind wir eine GmbH und beide Geschäftsführer, aber alle wichtigen Entscheidungen treffen wir dennoch gemeinsam oder versuchen den anderen über alles auf dem Laufenden zu halten. Die Produktion der Tücher haben wir als erstes outgesourct, das konnten wir schnell nicht mehr alleine bewältigen und uns gleichzeitig um Vertrieb und Vermarktung kümmern.
Wenn Not am Mann ist, sind wir natürlich zur Stelle, aber die reine Produktion lassen wir z.B. in Behindertenwerkstätten durchführen. Wir kümmern uns hingegen um neue Produkte im Rahmen der Nachhaltigkeitsfamilie. So haben wir z.B. einen Trockenständer aus Holz für die beeGoodies zusammen mit den Werkstätten entwickelt. Das neueste Produkt, das wir zur Messe im September vorstellen werden, ist ein magnetischer Seifenhalter. Im Geschenkset auch zu erwerben in der Kombination mit einer Unisex-Seife – von einem befreundeten Unternehmen entwickelt und mit unserem Logo eingeprägt – sowie einem kleinen Bienenwachstuch, mit dem man tatsächlich nicht nur Nahrungsmittel frischhalten, sondern auch ein Seifenstück mit auf Reisen nehmen kann. Von unseren beschäftigten Packhilfen ist momentan leider corona-bedingt nur noch eine Mitarbeiterin beschäftigt. Außerdem haben wir Unterstützung im Bereich Webhosting und Social Media.
Das Thema Nachhaltigkeit hat ja sehr große Priorität bei euch. Wie setzt ihr das in eurem Konzept um?
Zu Einen ist natürlich das Produkt selbst nachhaltig, denn: Wer helfen möchte, den Plastikmüll zu reduzieren, kann durch die Verwendung von Bienenwachstüchern im Haushalt einen kleinen Beitrag dazu leisten. Wir möchten einfach das Bewusstsein schärfen für all die Möglichkeiten, die es im Haushalt gibt. (In unserem Blog gibt es beispielsweise auch einen Beitrag, wie man umweltbewusst und günstig Haushaltsreiniger selbst herstellt.)
Und: Durch die Verwendung von Bienenwachstüchern, die überall da eingesetzt werden, wo sonst Frischhaltefolie verwendet wird, kann man komplett auf Folie in der Küche verzichten. Die Tücher haften sogar besser an Schüsseln als Plastikfolie. Sie sind abwaschbar und im normalen Hausgebrauch halten sie bis zu einem Jahr und länger – darauf geben wir auch Garantie. Wir bieten außerdem Repair-Kits an, mit denen die Bienenwachstücher „repariert“ bzw. neu beschichtet werden können.
Im Unternehmen selbst sind wir auch auf umweltschonende Produktion bedacht:
Credit: beeGoodies
Als Gründer bekommt man ja viele gut gemeinte Ratschläge. Was war ein Feedback, dass ihr dankend angenommen, aber dann doch aufs Abstellgleis verabschiedet habt?
Ein Businessplan. Der kann sinnvoll sein, wenn man auf einen Bankkredit zur Firmengründung angewiesen ist, aber da wir immer nur in kleinen Schritten gegangen sind, um das Risiko zu verringern, aber wir einen solchen wirklich nicht gebraucht. Wir konnten immer nur das reinvestieren, was auf dem Konto war – ganz einfach also. Natürlich kommt man nicht ohne Preiskalkulation aus, aber einen komplizierten Businessplan, der uns mehrfach ans Herz gelegt wurde, haben wir eigentlich nie gebraucht.
Was war rückblickend auf eure Gründergeschichte ein Moment, den ihr voller Stolz auch heute nicht mehr vergessen werdet?
Oh, ich glaube, da stimmen wir beide überein, wenn wir sagen: die erste Messepräsentation. O-Ton Maike: „Ich wollte schon immer mal mein eigenes, selbst entwickeltes Produkt auf einer Messe vorstellen!“ Da waren wir nun auf unserem eigenen Messestand mit eigenem Produkt – ein toller und aufregender Moment. Auch der erste Messekunde wird uns beiden wohl immer in Erinnerung bleiben.
Was haltet ihr von Perfektionismus vor Businesslaunch? Wann ist eurer Meinung nach, der richtige Moment um ein Produkt zu launchen?
Perfektionismus ist gut, aber auch manchmal hinderlich. Man kann auch ein nicht ganz perfektes Produkt auf den Markt bringen, wenn dieser danach „schreit“, denn auf den perfekten Zeitpunkt, wenn die Marktnachfrage da ist, sollte man schon so schnell wie möglich reagieren. Für ein Produkt zu brennen und voll dahinterzustehen ist das Wichtigste und nicht, das alles darum herum bereits perfekt ist. Allerdings auch nur, solange die Qualität des Produktes stimmt. Und davon waren wir von Anfang an überzeugt.
www.bee-goodies.de
@beegoodies.wraps
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