„Mit Bataillon Belette wollten wir einmal eine schöne Idee auch schön zu Ende bringen.“

Pia und Daniel Buck, Founder von Bataillon Belette

Foto: Bataillon Belette


Pia und Daniel Buck sind Unternehmer mit eigenem Strumpfhosen Label. Ihr Ziel: Sie möchten das Label sein, das weniger Strumpfhosen an mehr Frauen verkauft! Richtig gelesen: weniger! Weg von Fast-Fashion und hin zu mehr Langlebigkeit. „Das ist leider einzigartig in dieser großvolumigen Branche, aber wir möchten das erreichen, indem wir unsere Basics langlebiger und mit höchster Anmutung machen. Ab und zu berichten uns Kundinnen, dass sie eine Bataillon Belette Strumpfhose seit Jahren tragen. Das ist für uns die allerschönste Rückmeldung, weil wir so Ressourcen sparen. Wir machen auch ganz bewusst keine Kollektionen, da es zu Überproduktionen führt.“ Also lieber Evergreens nach dem Motto „things of quality have no fear of time“.


Auf welche businesstechnische Erfahrung hat ihr als Gründer zu Gründerzeiten gebaut? Wusstet ihr gleich, was ihr dort tut?

Als Designerpaar betreiben wir seit unserem Studium das Design Studio „anton“. Damit hatten wir zwar schon öfter mit innovativen Materialien zu tun, aber worauf wir uns bei Strumpfhosen einlassen würden, konnten wir überhaupt nicht einschätzen. Außerdem wussten wir nicht einmal wie man „Vertrieb“ schreibt. Unser einziges Interesse galt damals der Produktqualität und der Produktanmutung. Also haben wir komplett aus der Brille eines Designkunden heraus gegründet. Pia suchte schon über Jahre vergeblich eine gute, schlichte Strumpfhose. Sowohl bei den günstigen, als auch den teuren Marken war sie sehr von der extremen Kurzlebigkeit enttäuscht. Dann waren da noch die chaotischen Größen (die man immer zwei Nummern größer kaufen musste) und verrücktesten Passformen bis unter die Arme, oder sie hingen im Knie. Im Spaß haben wir uns immer gefragt, ob Frauen bei der Entwicklung überhaupt beteiligt waren. Jedenfalls wollten wir diese Lieblosigkeit nicht akzeptieren und beschlossen den Einstieg in den Strumpfhosenmarkt. Es folgten einige Lehr- und Entwicklungsjahre bis wir die erste Strumpfhose verkaufen konnten.

Auch interessant: Ihr seid beide eigentlich Autodesigner aus dem Bereich „Car Interior Design“. War euch diese Aufgabe irgendwann zu langweilig oder woher kam der Sinneswandel?

Wir haben gemeinsam tolle automotive Design Projekte gemacht. Alles rund um das Thema Material Design und vor allem „smart materials“ macht uns großen Spaß. Allerdings schaffen es zu viele spannende Entwürfe nicht über die Konzeption hinaus und schöne Ideen laufen ins Leere. Mit Bataillon Belette wollten wir einmal eine schöne Idee auch schön zu Ende bringen.


Würdet ihr euch beide als risikobereite und abenteuerlustige Unternehmer bezeichnen?

Als Unternehmer sind wir eher besonnen. Wenn man allerdings jedem Risiko ausweicht, ist das langfristig auch riskant. Privat sind wir aber auch abenteuerlustig und ab dem zweiten Gin Tonic vielleicht sogar risikofreudig.


Wie lange habt ihr an eurem Produkt entwickelt bis es bereit für den Launch war?

Die Entwicklungsphase dauerte drei Jahre bis wir von der Materialzusammensetzung, Passform, Haptik und der Haltbarkeit überzeugt waren. Wir hatten großes Glück, dass wir durch unsere Designtätigkeiten schon ein kleines Netzwerk in der Textilbranche nutzen konnten und somit schnell die besten Lieferanten fanden, sonst hätte es noch länger gedauert.


Wie habt ihr die Launchphase in Erinnerung? Ist alles glattgelaufen?

Unser erster Launch war sehr bescheiden. Wir gingen mit dem Online-Shop live und niemand kaufte ein. Wer findet ein Label mit dem ungewöhnlichen Namen „Bataillon Belette“ ohne Werbung und zufällig im Internet? Wir schickten ein paar Muster an Zeitschriften, eine Redakteurin testete uns, war überzeugt und schrieb einen schönen Kommentar. Daraufhin waren wir sofort ausverkauft. Da haben wir gelernt, dass ohne Reichweite nichts geht.


Ihr wart auch bei der Höhle der Löwen zu Gast. Wie kam es zu diesem Auftritt?

Der kurze Kommentar in der Zeitschrift hat uns gezeigt, dass es sinnvoll ist weiter zu gehen. Wir waren immer Fans von „Die Höhle der Löwen“ und so haben wir uns beworben, wie erreicht man sonst so viele Menschen auf einmal? Außerdem brauchten wir Unterstützung beim Vertrieb.


Foto: Bataillon Belette

Foto: Bataillon Belette

Nehmt uns mit zu dem Tag der Aufzeichnung. Wie können wir uns das vorstellen? Wie bereitet man sich auf solch einen Tag vor? Muss das gleich sitzen oder gibt es dort auch mehrere Takes?

Wir haben die Zusage eine Woche vor dem Dreh erhalten, das war super kurzfristig. Natürlich wurden wir panisch, weil wir irgendwie Präsentation, Zahlen, Bühnenbild, Models und uns selbst organisieren mussten. Als wir dann auf der Fahrt ins Studio versucht haben unser Vorstellungsintro auswendig zu lernen, haben wir es schon richtig bereut. Es ist nämlich tatsächlich ein einziger Take, mit vielen Kameras, die alles einfangen. 80 Prozent der eigenen Präsenz ist damit beschäftigt, sich selbst zu fragen, was machen meine Hände, oder wie schaue ich gerade. Die restlichen 20 Prozent müssen dann für die inhaltlichen Fragen ausreichen. Irgendwann akklimatisiert man sich dann doch irgendwie. Letztlich ging der Pitch etwa anderthalb Stunden, wovon circa 15 Minuten ausgestrahlt wurden.

Inwieweit hat euch die Ausstrahlung in Sachen Marketing und Brandawareness geholfen?

Millionen Menschen haben zur Prime Time zugesehen, wie wir Bataillon Belette und unsere Strumpfhosen mit einer Stahlbürste bearbeitet haben. Die Auswirkungen waren wirklich überwältigend für uns und seitdem haben wir einen ziemlich breiten Kundenkreis, quasi von 9 bis 99. Viele können zwar unseren Namen nicht aussprechen, kennen aber die Strumpfhose mit dem Herz.


Neben finanziellem Support, in welchen Bereichen habt ihr euch erhofft durch einen Investor Hilfestellung zu bekommen?

Ralf und sein Team setzten alles für schnellen und großflächigen Vertrieb in Bewegung, das war auch unser größter Pain Point. Den Ansturm nach so einer Ausstrahlung hätten wir alleine niemals bedienen können.


Viele Modelabels setzen heute auf Influencermarketing und Social Media. Spielt das Thema bei euch eine Rolle?

Influencermarketing kann ein mächtiges Tool sein, wenn die Follower der Influencer wirklich zum Produkt passen. Wir lieben zum Beispiel Caro Daur und sie liebt zum Glück unsere Strumpfhosen, so kam eine kleine Kooperation zustande. Wir haben aber auch kleine Influencer, zum Beispiel Flugbegleiterinnen, die unsere Strumpfhosen großartig in Szene setzen. Da erreichen wir Vielnutzerinnen, die bessere Strumpfhosen im Alltag schätzen. Social Media bietet Werbetreibenden hervorragende Targeting und Reporting-Möglichkeiten, allerdings kostet beides schnell viel Geld. Die Kunst muss leider sein, es so auszugeben, dass es sich langfristig für das Label rentiert.


Rückblickend gesehen, würdet ihr Newcomern irgendwelche Strategien empfehlen, die bei euch in Sachen Marketing und Vertrieb gegriffen haben?

Es ist wundervoll einen Mehrwert zu erschaffen, über ein Produkt, oder über eine Dienstleistung, man muss aber auch lernen darüber zu kommunizieren. Und das immer wieder. Unser Tipp: keep it simple.


www.bataillonbelette.com

@bataillonbelette

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