„Wenn wir eine Frage hatten, war immer jemand da um uns weiterzuhelfen – also wie Google, nur in echt.“

Michael Mardofel, Johannes Nissen-Mayer und Michael Heinz Fischer,

Founder von Bakery Snowboards



Immer mehr Start-ups nehmen das Thema Nachhaltigkeit als absolute Kernessenz in ihr Businesskonzept und ihr Manifesto mit auf. Sie haben verstanden, dass ohne einen Wandel in der Art und Weise wie sie produzieren – und vor allen Dingen die Menschen konsumieren – sehr bald andere Zeiten aufkommen werden und es auch bald bestimmte Industrien ein sehr böses Erwachen haben werden. Auch für die Münchner Snowboardmanufaktur „The Bakery Snowboards“ ist das Thema nicht nur ein Nice-to-Have, sondern die absolute Voraussetzung für ein funktionierendes Business. „Die klimatische Entwicklung ist uns allen bekannt und insbesondere dann, wenn man vom Wintersport lebt, muss man das Verständnis haben, dass es bald keinen Wintersport mehr geben wird, so wie wir ihn kennen, wenn kein Umdenken stattfindet.“, verrät uns Michael “Michi“ Mardofel im Interview. Gemeinsam mit Johannes “Hannes” Nissen-Mayer und Michael „Heinzi“ Heinz Fischer hat er die Snowboardmanufaktur in Eigenregie aufgebaut – und das sogar in Sachen Produktion des erforderlichen Equipments.


Lieber Michi, wer von euch hatte die Idee zur Gründung?

Hannes hat schon als Jugendlicher versucht ein eigenes Snowboard zu bauen und hat diese Idee 15 Jahre im Kopf herumgetragen. Als er mich über einen gemeinsamen Freund kennengelernt hat, war ich gerade sehr gelangweilt von meinem Bürojob im Automobilkonzern. Da ich hobbymäßig gerade dabei war mir ein Surfboard zu bauen, fand ich seine Idee irre genug, um dafür meinen Job aufzugeben und mit ihm eine Snowboardmanufaktur aufzubauen.


Hattet ihr schon businesstechnisch Erfahrung für ein eigenes Business?

Wir hatten beide absolut gar keine Erfahrung darin ein Business zu führen. Allerdings habe ich sechs Jahre im Marketing gearbeitet und wusste zumindest soviel, wie ich es nach Außen nach Businesserfahrung aussehen lassen konnte. Hannes ist promovierter Physiker und hat sich in der Zeit eher mit der Entwicklung der Boards beschäftigt.

Wo habt ihr gelernt, wie Unternehmer zu denken und zu handeln?

Die Struktur eines funktionierenden Unternehmens kannte ich ja bereits aus den Unternehmen, für die ich gearbeitet habe und wirtschaftliches Denken hatten wir beide zum Glück schon intus. Der große Unterschied zu unserer bisherigen Erfahrung war, dass wir jetzt plötzlich eigenes erspartes Geld investiert hatten. Unser großer Vorteil war auch, dass wir in unserem Freundeskreis viele Gründer mit mehr Erfahrung hatten, die uns in der Anfangsphase mit Rat und Tat zur Seite standen.


Wir haben gelesen, dass ihr nicht gleich mit der Produktion der Snowboards loslegen konntet, sondern erstmals das Equipment dafür selbst bauen musstet. Erzählt uns bitte etwas darüber.

Selbst wenn wir das Budget gehabt hätten: alle notwendigen Maschinen für die Snowboardproduktion zu kaufen, wäre nicht möglich gewesen, weil es dafür keinen Markt gab. Selbst die großen Hersteller bzw. ihre Inhouse Ingenieure bauen die Maschinen zum großen Teil angepasst auf ihre Bedürfnisse selbst. Wir haben uns also wie zwei Spione für offizielle Führungen bei den großen Ski- und Snowboardherstellern angemeldet, die es damals noch in Deutschland und Österreich gab und uns alles ganz genau angesehen. Das Grundprinzip der Snowboardpressen haben wir dann in unsere etwas kleinere Dimension übertragen und über mehrere Monate daran gebaut. So ging das Schritt für Schritt, bis wir nach einem Jahr alles zusammen hatten, um das erste Snowboard zu bauen.


Ihr produziert ja in München, was sicherlich ein Fluch und Segen für den Vertrieb eurer Produkte darstellt. Wie gewährleistet ihr den Spagat, auf Nachhaltigkeit zu setzen und die Snowboards trotzdem bezahlbar für eure Kunden zu halten?

Fluch und Segen trifft es wirklich sehr gut. Es gibt wohl keine andere Stadt in Deutschland, in der wir mehr Miete für unsere 140 mÇ große Werkstatt zahlen würden. Aber tatsächlich ist der Standort in München auch der Schlüssel gewesen, um den Punkt zu erreichen, an dem wir heute stehen. Wir haben die Berge quasi vor der Haustür und daher auch eine große und lebendige Snowboard Community. Hier sitzen auch viele weitere Outdoormarken und Fachmedien, mit denen wir uns auf kurzem Weg in Form von Kooperationen connecten konnten, um schnell an Reichweite zu gewinnen. Außerdem ist die lokale Produktion, neben den nachhaltigen Materialien die wir verbauen, auch Teil unseres Nachhaltigkeitskonzepts. Uns war es aber trotz hohen Produktionskosten wichtig unsere Bretter nicht teurer als andere gute Boards auf dem Markt zu vertreiben. Wir wollen keine Marke für Yuppies sein, sondern Leute erreichen, die Snowboarden lieben und bereit sind für ein hochwertiges, nachhaltig produziertes Brett einen adäquaten Preis zu zahlen, der sich aber in einem überschaubaren Rahmen halten soll.

Ihr stellt eure Boards ja in der „Werkbox 3“ her, eine Art Werkstatt-Co-Working Space. Inwieweit habt ihr als Start-up bisher am meisten davon profitiert?

Mittlerweile haben wir unsere eigene Werkstatt, da aufgrund des jährlichen Wachstums unser Platzbedarf gestiegen ist. Aber die ersten drei Jahre in der Co-Working Werkstatt „Werkbox3“ waren für uns essenziell. Nicht nur, dass wir dort einen sehr fairen Mietpreis bekommen haben, sondern auch die starke Community war eine massive Hilfe für uns. Als theoretischer Physiker und Marketing-Bürohengst hatten wir streng genommen gar keine Ahnung von Holz und Metallverarbeitung. In der Werkbox3 war jegliches Handwerk unter den Mitgliedern vertreten, die uns beigebracht haben, wie man schweißt, hobelt, dreht und bei all dem keine Finger oder Augen verliert. Wenn wir eine Frage hatten, war immer jemand da um uns weiterzuhelfen – also wie Google, nur in echt.




Mittlerweile gibt es bei euch ja auch Outdoor-Kleidung. Wie kam es zu dieser Erweiterung des Konzepts?

Als wir unsere Marke aufgebaut hatten, war von Anfang an unser Freund Michael Heinz-Fischer dabei. Er ist Designer und hat unsere komplette CI sowie die Snowboardgrafiken entworfen. Nachdem er aber nicht nur Grafiker ist, sondern auch für andere namhafte Hersteller großartige Klamotten entwirft, lag es auf der Hand, unser Portfolio in diese Richtung zu erweitern. Nachdem er ohnehin schon genauso involviert war in die Bakery wie Hannes und ich, haben wir beschlossen, aus unserer 2-Mann GbR eine 3-Mann GmbH zu gründen und zukünftig nicht nur Snowboards, sondern den kompletten Bakery Lifestyle eben auch in Form von nachhaltiger Bekleidung mit Outdoor Thema als Produkt anzubieten.


Eure Produktnische ist ja sehr saisonbezogen. Heißt das, dass ihr im Sommer verschnaufen bzw. es ruhiger angehen lassen könnt?

Tatsächlich bauen wir 90 Prozent der Snowboards im Frühjahr und im Sommer, nachdem im Anschluss an die Messen im Februar die Bestellungen der Shops eingehen. Interessanterweise sind wir in Japan wesentlich bekannter als in Europa. Nachdem dort die Saison zum Teil schon im September beginnt, müssen wir im August mit der Produktion fertig sein. Dann ist noch kurz Zeit für Urlaub, bevor bei uns der erste Schnee fällt und die direkten Kundenbestellungen einlaufen.


Wieviel Zeit gönnt ihr euch selbst noch in den Bergen?

Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen alle Boards selbst auf dem Berg zu testen. Aber tatsächlich kommen wir nicht so oft zum Boarden, wie wir es uns als Snowboardproduzent erhofft haben. Nachdem uns aber die Entwicklung und Produktion immer noch wahnsinnig viel Spaß macht, ist das gar nicht so schlimm.


www.thebakerysnowboards.com

@bakerysnowboards

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